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VERABSCHIEDUNG Pfarrerin Anja Sonneborn wechselt vom Ost-Vest nach Bochum

„Wohlan denn, Herz, nimm‘ Abschied und gesunde!“ Pfarrerin Anja Sonneborn war innerlich bereit zu Abschied und Neubeginn, das spürten alle, die zur Verabschiedung von Pfarrerin Anja Sonneborn in der Kreuzkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Recklinghausen-Ost am dritten Advent gekommen waren.
VERABSCHIEDUNG Pfarrerin Anja Sonneborn wechselt vom Ost-Vest nach Bochum

Pfarrerin Anja Sonnborn (rechts) mit Superintendentin Katrin Göckenjan beim Auszug aus dem Verabschiedungsgottesdienst in der Kreuzkirche, beschwingt begleitet vom Gospelchor der Gemeinde, der zum Ausgang Michael Jacksons „We are the world“ anstimmte.

RECKLINGHAUSEN - Seitens der Kirchengemeinde fiel einigen der Abschied jedoch sichtlich schwer. Das konnte auch die Leichtigkeit der Kusshand nicht überspielen, die ihr die Leserin des Gedichts „Spuren“ von Hermann Hesse zuwarf, welches Sonneborn zum Ausgangspunkt ihrer Ansprache machte.

„Viele Veränderungen im Leben sind selbst gewählt. Wenn sie ungewollt sind, fühlen wir uns ausgeliefert“, sagte Sonneborn mit Blick auf viele geistliche Impulse, die sie mit gesetzt und die nicht nur für die persönliche Entwicklung Einzelner, sondern auch zur Vorbereitung wichtiger Entscheidungen für das Gemeindeleben hilfreich waren. Dazu gehört aktuell auch die schmerzliche Entscheidung zur Schließung des Lutherhauses zum Jahresende, die nötig wurde, weil die Gemeindegliederzahlen merklich sinken und es entsprechend weniger Pfarrpersonal gibt.

Das Vertrauen Abrahams in Gottes Segen, sein Aufbruch in eine ungewisse Zukunft sei ein Herzstück ihrer geistlichen Orientierung, sagte Sonneborn, ergänzt durch den Liedvers „weil Leben wandern heißt“ und den dazu passenden Spruch „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ aus Psalm 31. Eine treffliche Beschreibung der geistlichen Struktur ihrer Persönlichkeit, die mit der eindrücklichen Gelassenheit korrespondiert, mit der sie den Menschen zu begegnen sucht und gegenübertritt.

„Durch deine Aufbrüche und Weg-Geschichten legst Du der Kirchengemeinde Recklinghausen-Ost eine gute Sichtweise nah für das, was hier jetzt am Tage ist. Denn hier hießt es jetzt auch: Weitergehen. Gemeinsam. Und wissen: Wo immer wir sind, kommt Gott uns entgegen“, fasste Superintendentin Katrin Göckenjan die Herausforderungen auf beiden Seiten zusammen und entpflichtete Sonneborn von ihrem Dienst in Recklinghausen-Ost.

„Gut, wenn die Gemeinde sie vermisst: dann war es eine gute Zeit“, sagte Bürgermeister Christian Tesche bei seinem Grußwort nach dem Gottesdienst im Gemeindehaus und berichtete vom Gespräch mit der „guten Fee Frau Fischer“, die „so toll von Ihnen gesprochen hat!“

Pfarrer Christian Siebold lobte in seiner Dankesrede die „unglaubliche Ruhe, die du ausstrahlst, die Fröhlichkeit und Heiterkeit im Sinne Hermann Hesses, die Gelassenheit, die du hast, die mir abgeht, die dich sehr stark macht“ und erinnerte an Sonneborns besondere Fähigkeiten im malerischen und musikalischen Bereich.

Sonneborn wird ab Januar nächsten Jahres ihren Dienst in einer Kirchengemeinde im Bochumer Westen aufnehmen. Damit kommt sie räumlich dem Stadtteil Bochum-Hiltrop wieder näher, wo sie mit ihrem Ehemann Pfarrer Jörg Sonneborn wohnt. GH

"Partnerschaft braucht Beine" - Dr. Bingham Tembes Impulse für die Ökumene

Von 1989 bis 2005 war Dr. Bingham Tembe Ökumenereferent im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen. Etwa zwei Monate Arbeit hat der landeskirchliche Archivpfleger Martin Kamp investiert, um dessen umfangreiches Vermächtnis für die Nachwelt zu dokumentieren.

Matin Kamp überreichte Dr, Tembe das rund 250 Seiten starke Zeugnis im Foyer des Hauses des Kirchenkreises im kleinen Kreise einiger, die in Vergangenheit und Gegenwart seine Werk begleitet und fortgeführt haben.

Das Dokument eröffnet einen tiefen Einblick in die vielschichtige Denkwelt und Netzwerkarbeit des leidenschaftlich Engagierten und christlich Sozialisierten. Ein würdiger Anlass, um sich anschließend beim gemeinsamen Gespräch im Öffentlichkeitsreferat seiner außergewöhnlichen biografischen Entwicklung und Wirkungsgeschichte zu widmen.

Als Kind erlebte der in 1940 in Dundee (Republik Südafrika) geborene Tembe die verheerenden Folgen der Apartheid. Der leidenschaftliche Kampf für die Unabhängigkeit der Schwarzafrikaner und gegen Rassismus wurde sein Lebensthema.

Bereits während seines Studiums der Ethnologie und Afrikanistik am Universitätscollege von Zululand und später als Stipendiat an der Universität in Köln engagierte sich Tembe öffentlich politisch und wurde 1974 Gründungsmitglied der Deutschen Anti-Apartheidbewegung. Nach Forschungsaufent-halten in Aberdeen, London und Uppsala promovierte er über die Rolle der Kirchen bezüglich der Landfrage und der Bildung in Südafrika.

Da seine Dissertation Wortlaute aktiver Afrikaner im Widerstand enthielt und er deswegen auf die sogenannte „schwarze Liste“ gesetzt wurde, stellte Tembe 1976 einen Asylantrag wegen politischer Verfolgung. Dem wurde 1977 stattgegeben. 1988 wurde er aus familiären und politischen Gründen Bürger der Bundesrepublik Deutschland.

Auf die Stellenausschreibung als „Ökumenereferent“ in der kirchlichen Wochenzeitungen „Unsere Kirche“ bzw. „Der Weg“ bewarb sich Tembe im Oktober 1989 erfolgreich und trat die Stelle im Januar 1990 an. Seine Aufgabe war anspruchsvoll: Im Kirchenkreis Recklinghausen und in der Region ein Lernfeld für gelebte Ökumene ermöglichen, theoretisch und praktisch.

Mit seinem biografischen Hintergrund und seinen inzwischen weltweiten Kontakten im Kampf gegen Apartheid und Rassismus konnte Tembe viele kritische und interessierte Zeitgenossen weit über die Region hinaus und quer durch alle Religionen und Konfessionen für sein Lebensthema begeistern und für gemeinsame Aktionen und Projekte gewinnen.

 „Es war die Zeit der funktionalen Dienste“, erinnerte Tembes Weggefährte Pfarrer Dieter Borchers beim Gespräch. Eine Zeit der kritischen Reflexion und Diskussion über das Verständnis von „Kirche“ und „Mission“, in der Personal und Geld zur Verfügung stand, um neue Arbeitsfelder aufzubauen.

Zusammen mit Borchers, der Journalistin Ute Hüttmann und dem kreiskirchlichen Ökumene-Ausschuss konnte Tembe der Ökumene in der Region viele wichtige Impulse geben, die zum Teil auch in die Gottesdienstgestaltung und Bildungsarbeit eingeflossen sind.

Auch die seit 1980 bestehende Partnerschaft mit dem Magharibi-Kirchenkreis in Tansania profitierte davon. Durch viele gegenseitige Besuche, Gespräche, gemeinsame Projekte und Feiern inspiriert, konnten die Beteiligten für sich persönlich wie auch für ihre entwicklungspolitische Bildungsarbeit in den Gemeinden immer wieder neue Ideen und Überzeugungskraft schöpfen. „Partnerschaft braucht Beine“, brachte der ehemalige Superintendent Peter Burkowski die Dynamik der Partnerschaftsarbeit auf den Punkt.

Für die konkrete Friedensarbeit vor Ort konnte Tembe an den von Pfarrer Hartmut Dreier in Marl initiierten Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen anknüpfen, der sich seit dem Jahr 2000 im sogenannten Abrahamsfest etabliert hat. Um den Fairen Handel stärker ins Bewusstsein der Verbraucher zu bringen, initiierte Tembe im Verbund mit den Ökumenebeauftragten anderer Regionen immer wieder Diskussionen und Projekte, anhand derer der enge Zusammenhang von Solidarität und Entwicklung deutlich werden konnte.

„Tembe prägte die Arbeit“, würdigte Kreissynodalarchivpfleger und Pfarrer i.R. Klaus Wöhrmann die geleistete Arbeit Tembes bis zu dessen Ruhestand im Jahre 2005. „Das ist nicht zu toppen“, stimmte auch Tembes Nachfolger Detlef Pflaumbaum zu, der im Februar 2018 in den Ruhestand geht. „Du hast zwischen den Referaten und der Verwaltung Brücken gebaut“, lobte Ulrich Kamien die gute Zusammenarbeit mit Tembe auf der Ebene der Verwaltung. Tembes Ehefrau Zelida gab zu erkennen, dass sie sich in den unsicheren Zeiten zeitweise fremd in der deutschen Gesellschaft gefühlt habe. Heute engagiert sie sich für die Themen Frauen und Transparenz.

„Ohne Hauptamtliche bricht die Arbeit ab, weil es keine Kommunikation mehr gibt“, sagte Borchers mit Blick auf die fehlende Nachfolge zum Abschluss des Gesprächs. Wie das Thema Ökumene und seine vielfältige Wirkungsgeschichte in der Region aufgenommen wird und unter den Anforderungen aktueller Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft neu Gestalt gewinnen kann, darum will sich der weiterhin existierende Ökumene-Ausschuss kümmern. Womöglich gibt es hierzu auch eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem neu installierten Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung. GH

Von Luther zu Hitler? - Vortrag von Professor Dr. Albrecht Geck am Mittwoch, 13. Dezember, um 18 Uhr, Hohenzollernstr. 12

RECKLINGHAUSEN - Vielen galt Luther um die Wende zum 20. Jahrhundert als »der deutscheste der Deutschen«. Was steckt hinter dieser Behauptung? Und wird man Luther damit gerecht?
Von Luther zu Hitler? - Vortrag von Professor Dr. Albrecht Geck am Mittwoch, 13. Dezember, um 18 Uhr, Hohenzollernstr. 12

Otto von Kursell: "Martin Luther", Kunstdruck ca. 1933

Erst seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache habe die Voraussetzung für die kulturelle und politische Einheit des Reiches geschaffen.

Die Politisierung und Nationalisierung Luthers führte dazu, dass manche Nationalsozialisten den Reformator zum »Ahnherrn« des NS-Staates machten.

Die siegreichen Alliierten wiederum sprachen nach 1945 vom unheilvollen deutschen »Sonderweg«, der »von Luther zu Hitler« geführt habe.

Was steckt hinter dieser Behauptung? Und wird man Luther damit gerecht?
 
Prof. Dr. Albrecht Geck ist evangelischer Theologe und außerplanmäßiger Professor für Kirchengeschichte an der Universität Osnabrück sowie Leiter des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen. Den Vortrag hält er begleitend zur aktuellen Ausstellung "Luther im Visier der Bilder" im Institut für Stadtgeschichte in der Hohenzollernstr. 12, die er betreut.
 
Der Eintritt ist frei.

Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen

HERTEN Was ist Arbeit? Wie wichtig ist Arbeit und wie wollen wir leben? - Die Idee ist einfach: Jede/r Bürger/in erhält ein Grundeinkommen. Unabhängig von der finanziellen Lage. Ohne Gegenleistung. Die Schweizer haben Anfang Juni letzten Jahres darüber in einer Volksabstimmung mehrheitlich dagegen gestimmt, wohl weil die meisten keine klaren Signale bekommen haben, wie das zu finanzieren sei. Immerhin 22 Prozent waren dafür. Seitdem geht die weltweite Diskussion darüber weiter. Auch hier in der Region. Vor kurzem in Herten. Mit dabei war Julia Borries, Referentin für die Erwachsenenbildung des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen. Hier ist ihr Bericht.

 

"Was würden Sie tun, wenn für Ihr Einkommen gesorgt ist? Mehr Ehrenamt und weniger Erwerbsarbeit? Mehr Weiterbildung oder eigene Projekte umsetzen?" Rund 45 Interessierte, Befürworter, Skeptiker und Kritiker diskutierten die Idee der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens und ihrer Folgen für die Gesellschaft im St. Ludgerus Gemeindehaus, in das die Veranstaltergemeinschaft des Bildungswerk des Sozialverbandes der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen und des Gemeinnützigen Instituts iWiPo eingeladen hatten.

Ortrud Harhues, Leiterin des Bildungswerkes des Sozialverbandes der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), führte die Beteiligten in die Thematik ein und erläuterte dabei auch den Ansatz der KAB, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt und die Tätigkeitsgesellschaft beschreibt, in der alle Arten von Arbeit gleichwertig gesehen und gefördert werden.

In drei moderierten Diskussionsrunden stellten sich Frau Prof. Dr. Ute Fischer, Politik- und Sozialwissenschaftlerin an der FH Dortmund, Daniel Kreutz vom Sozialverband Deutschland und Matthias Blöcher vom Netzwerk Grundeinkommen den Fragen der Teilnehmenden. 

Prof. Fischer betonte die zwei wichtigen Voraussetzungen des Grundeinkommens als ein Einkommen ohne Vorleistungen und ohne Bedarf ist:  „So stellt es das Gegenteil zum Leistungsprinzip des aktuellen Sozialsystems dar, das eine Grundsicherung von der Arbeitsbereitschaft abhängig macht und im Zweifel auf strenge bürokratische Kontrollen setzt.“  

Daniel Kreutz setzte in seinen Diskussionsrunden dagegen: „Wir brauchen armutsfeste und sanktionsfreie Sozialsysteme“ und sprach sich vehement gegen die Einführung eines Grundeinkommens aus. 

Matthias Blöcher stellte die Frage: „Welche Gesellschaft will ich mit einem Grundeinkommen bauen?“ Für ihn ging es dabei um nicht weniger als um die Freiheit, selbstbestimmt zu leben.

Ein wichtiges Thema, mit viel Diskussionspotential, das vor allem eine Frage berührt: Wie sozial gerecht kann und soll unsere Gesellschaft sein? Dank der Referenten und der guten Arbeitsmethode haben die TeilnehmerInnen einen umfassenden Einblick in das Thema bekommen. JB

Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen: Was ist Arbeit, wie wichtig ist sie und wie wollen wir leben?

Die Idee ist einfach: Jede/r Bürger/in erhält ein Grundeinkommen. Unabhängig von der finanziellen Lage. Ohne Gegenleistung. Die Schweizer haben Anfang Juni letzten Jahres darüber in einer Volksabstimmung mehrheitlich dagegen gestimmt, wohl weil die meisten keine klaren Signale bekommen haben, wie das zu finanzieren sei. Immerhin 22 Prozent waren dafür. Seitdem geht die weltweite Diskussion darüber weiter. Auch hier in der Region. Vor kurzem in Herten. Mit dabei war Julia Borries, Referentin für die Erwachsenenbildung des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen. Hier ist ihr Bericht.

 

HERTEN - "Was würden Sie tun, wenn für Ihr Einkommen gesorgt ist? Mehr Ehrenamt und weniger Erwerbsarbeit? Mehr Weiterbildung oder eigene Projekte umsetzen?" Rund 45 Interessierte, Befürworter, Skeptiker und Kritiker diskutierten die Idee der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens und ihrer Folgen für die Gesellschaft im St. Ludgerus Gemeindehaus, in das die Veranstaltergemeinschaft des Bildungswerk des Sozialverbandes der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen und des Gemeinnützigen Instituts iWiPo eingeladen hatten.

Ortrud Harhues, Leiterin des Bildungswerkes des Sozialverbandes der KAB führte die Beteiligten in die Thematik ein und erläuterte dabei auch den Ansatz der KAB, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt und die Tätigkeitsgesellschaft beschreibt, in der alle Arten von Arbeit gleichwertig gesehen und gefördert werden.

In drei moderierten Diskussionsrunden stellten sich Frau Prof. Dr. Ute Fischer, Politik- und Sozialwissenschaftlerin an der FH Dortmund, Daniel Kreutz vom Sozialverband Deutschland und Matthias Blöcher vom Netzwerk Grundeinkommen den Fragen der Teilnehmenden.

Prof. Fischer betonte die zwei wichtigen Voraussetzungen des Grundeinkommens als ein Einkommen ohne Vorleistungen und ohne Bedarf ist:  „So stellt es das Gegenteil zum Leistungsprinzip des aktuellen Sozialsystems dar, das eine Grundsicherung von der Arbeitsbereitschaft abhängig macht und im Zweifel auf strenge bürokratische Kontrollen setzt.“ 

Daniel Kreutz setzte in seinen Diskussionsrunden dagegen: „Wir brauchen armutsfeste und sanktionsfreie Sozialsysteme“ und sprach sich vehement gegen die Einführung eines Grundeinkommens aus.

Matthias Blöcher stellte die Frage: „Welche Gesellschaft will ich mit einem Grundeinkommen bauen?“ Für ihn ging es dabei um nicht weniger als um die Freiheit, selbstbestimmt zu leben.

Ein wichtiges Thema, mit viel Diskussionspotential, das vor allem eine Frage berührt: Wie sozial gerecht kann und soll unsere Gesellschaft sein? Dank der Referenten und der guten Arbeitsmethode haben die TeilnehmerInnen einen umfassenden Einblick in das Thema bekommen. JB

KREISSYNODE mit den Schwerpunktthemen Finanzen, Jugendarbeit, Seelsorge und Gesellschaftliche Verantwortung

Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Die diesjährige Herbstsynode, die zeitlich kurz nach den Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bonn und der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Bielefeld-Bethel tagte, setzte turnusgemäß das Thema Finanzen auf ihre Tagesordnung. Hier zeigt und entscheidet sich, wohin die Reise thematisch gehen soll und welche Gepäckstücke dafür aufgegeben werden.
KREISSYNODE mit den Schwerpunktthemen Finanzen, Jugendarbeit, Seelsorge und Gesellschaftliche Verantwortung

Pfarrer Burkhard Müller, Vorsitzender des Finanzausschusses

Wie eine verantwortungsvolle Haushaltsführung in der Abwesenheit des Hausherrn aussehen könne, meditierte im Eröffnungsgottesdienst Pfarrerin Sabine Dumpelnik aus Waltrop anhand des Gleichnisses vom treuen Verwalter aus dem Lukas-Evangelium (Kap. 12). Rund 120 Delegierte aus vielen Arbeitsebenen nahmen anschließend die Verhandlungen auf zu den Schwerpunktthemen Finanzen, Fundraising, Jugendarbeit, Seelsorge und Gesellschaftliche Verantwortung – „kompakt und in neuer Form“, so die Superintendentin Katrin Göckenjan eingangs.

Sichtlich begeistert vom Ertrag der Reformationsdekade zeigte sich Bürgermeister Christoph Tesche bei seinem Grußwort an die Synodalen. Zwischen den Konfessionen seien viele gute Verbindungen gewachsen, das Thema habe die verschiedensten Schichten angesprochen. Die aktuelle Nachricht vom Rücktritt des Weihbischofs Dieter Geerlings aus gesundheitlichen Gründen bedauerte Tesche ausdrücklich. Er hatte Geerlings in Recklinghausen zuletzt als Co-Prediger im zentralen ökumenischen Reformationsgottesdienst in der Christuskirche erlebt, als dieser mit einer packenden Ansprache über den engen Zusammenhang von Geld und Gott und damit über die Frage, was wirklich wichtig im Leben ist, viele begeistern konnte. „Die Menschen, die aktiv sind, sind das größte Pfund dieser Kirche … Deshalb ist es so wichtig, dass es Gesichter, Fixpunkte gibt“, so Tesche mit Blick auf die anstehenden Beratungen. Gerade jetzt sei es besonders wichtig, "den Mut zu haben, Präsenz und damit Interesse zu zeigen", sagte Tesche mit Bedauern über die erklärte Absicht des Bistums Münster, Geerlings Stelle nicht wieder neu zu besetzen und empfahl sich den Synodalen als verlässlicher Botschafter und Ansprechpartner für die „Achse Stadt, Kirche, Mensch“.

Landeskirchenrätin Barbara Roth wies in ihrem Grußwort auf die Bedeutung der Kirchenmusik hin. Musik spiele eine verbindende und gemeinschaftsspendende Rolle und könne damit die Welt verändern. Gerade kirchenmusikalische Veranstaltungen fänden in den Gemeinden einen großen Zuspruch. Die westfälische Kirche fördere daher die Vielfalt in der Qualifikation der haupt- und nebenberuflichen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Zur Verstärkung der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Popularmusik hat die Evangelische Pop-Akademie in Witten ihren Dienst aufgenommen, wo sich auch Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker aus dem Kirchenkreis weiterbilden.

Wie groß die aktuellen inhaltlichen, strukturellen und personellen Herausforderungen auf allen Arbeitsebenen der Kirche wirklich sind, zeigte sich anhand der Berichterstattungen von der vorangegangenen Landessynode. Die finanzielle Entwicklung ließe sich demnach grob in drei Sätzen beschreiben: Die günstige konjunkturelle Lage führt nominal erneut zu einem Höchststand der Kirchensteuer. Der niedrige Zinssatz jedoch erschwert mittel- und langfristige Planungen. Demgegenüber sinkt die Mitgliederzahl kontinuierlich.

Angesichts der Tatsache, dass in drei Jahren fast ein Viertel des Pfarrpersonals in den Ruhestand getreten sein werden, hat die Landeskirche entsprechende Personal- und Sachkosten eingefroren. Die Landessynode wird, der aktuellen Rechtsprechung folgend, im nächsten Jahr die Segnung homosexueller Partnerinnen und Partner, die standesamtlich geheiratet haben, beschließen.

Das Ehrenamt erfährt auf dem Hintergrund dieser Entwicklung eine neue Wertschätzung. Die „Dienstgemeinschaft ohne Herrschaftsverhältnis“ wird auf allen Ebenen als „Querschnittsaufgabe“ immer wichtiger, insbesondere angesichts schwindender Ressourcen im Pfarramt, so die Landessynodale Anne Schindler in ihrem Bericht zum Schwerpunktthema „Seelsorge“. Pfarrerinnen und Pfarrer wiederum sollen in ihrem Dienst gestärkt werden, konkret durch vier Urlaubstage mehr im Jahr und den Ausbau des Angebots an Seelsorge und Beratung, die „auch Pfarrerinnen und Pfarrer brauchen“, so Schindler. Eine finanzielle Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern im Probedienst sei angesichts der finanziellen Entwicklung schwierig. Für das Pfarramt im ländlichen Bereich allerdings soll es eine besondere Zulage und Anreize geben. Die Weiterentwicklung eines Seelsorge-Konzepts allgemein und speziell in Krankenhäusern und zunehmend auch in Altenheimen, das der gesellschaftlichen Entwicklung entspreche, sei notwendig, ebenso eine stärkere Vernetzung zwischen Kirche und Diakonie, so Schindler.

Eine Vorlage der Kreissynode Recklinghausen zur Flüchtlingspolitik wurde auf der Landessynode unter dem leicht veränderten Titel „Für eine menschenfreundliche Flüchtlingspolitik“ übernommen. Inhaltlich positionierte sich damit die Landessynode für den Familiennachzug, dafür, die Abschiebungen nach Afghanistan ernst zu nehmen und die Glaubensprüfung durch Behörden zu unterbinden. Diesem Votum folgte die Kreissynode nach der Mittagspause geschlossen, ebenso dem Aufruf von Pfarrer Christian Hüging, Flüchtlingsbeauftragter des Kirchenkreises, in den Presbyterien und Gemeinden den Protest und Widerstand gegen die seitens der Landesregierung geplante Verschärfung der Aufenthaltsbedingungen für Asylsuchende in Richtung „Lager“ und „Kasernierung“ aufzunehmen und wachzuhalten.

Den faktischen Abbau von Seelsorge-Stellen in Kliniken und Altenheimen im Blick, stimmten die  Kreissynodalen für eine Weiterarbeit an der Entwicklung eines umfassenderen Seelsorge-Konzepts auf der Basis der bisherigen Stellungnahmen der Kirchengemeinden und Ausschüsse.

Wenn es immer weniger Pfarrerinnen und Pfarrer gibt, wird es immer wichtiger, der kirchlichen Arbeit gegenüber wohlwollende Menschen zu finden, die zu einer Spende bereit wären. Pfarrer Günter Johnsdorf, der die kreiskirchliche Servicestelle Fundraising vorbildlich und professionell über Jahre aufbaute und leitete, wird im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen. Die Weiterführung seiner Arbeit, die finanziell weit mehr für die Gemeinschaft einbringt als sie kostet, ist nach dem Votum der Kreissynodalen gesichert.

Über die Notwendigkeit der Einrichtung und Art der An- und Einbindung einer kreiskirchlichen Fachstelle für Jugendarbeit, wie sie inzwischen in fast allen Kirchenkreisen vorgehalten wird, diskutierten die Delegierten intensiv. Pfarrerin Kirsten Winzbeck aus Marl und der Geschäftsführer des Amts für Jugendarbeit in Villigst, Knut Grünheit konnten schließlich eine klare Mehrheit der Delegierten davon überzeugen, dass mit einem Vertagen dieser wichtigen Entscheidung die Hauptamtlichen in der Jugendarbeit in den Gemeinden mit ihren Fachfragen weiter allein gelassen und darüber hinaus wertvolle Zeit und die Aussicht auf finanzielle Unterstützung seitens der Landeskirche verloren gehen würden.

Pfarrer Burkhard Müller aus Herten-Disteln, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses, führte nach der Mittagspause die Delegierten auf bemerkenswert humorvolle und kurzweilige Art in die (Un-)Tiefen seines Finanzberichts und eröffnete damit einen Einblick in den laufenden Strukturwandel auf allen Ebenen. „Wir leben auf Pump, in einer scheinstabilen Lage“, zitierte er sinngemäß aus dem Finanzbericht von Dr. Arne Kupke, dem juristischen Vizepräsidenten der westfälischen Kirche. Angesichts der Entdeckung, dass sich eine Kirchensteuerminderung um ein Prozent „mit Faktor vier“ vor allem auf Gemeindeebene auswirken werde, „bleibt das Prinzip vorsorgender Haushalterschaft das Gebot der Stunde“, so Müller. Der Jahresüberschuss von rund 1,2 Mio Euro geht anteilig zu 77 Prozent an die Kirchengemeinden und zu 23 Prozent an den Kirchenkreis, verbunden mit der Empfehlung, damit die Rücklagen aufzufüllen, um in kommenden schwachen Konjunkturzeiten „Zeit kaufen zu können“.

Viel Zeit und Kraft ist in diesem Jahr in die Vorbereitung und Umstellung des kirchlichen Haushalts von der kameralen zur kaufmännischen Buchhaltung geflossen, die ab 2018 gilt. Um den Delegierten die Änderungen verdeutlichen zu können, legte ihnen die Finanzabteilung den Haushaltsplan „in beiderlei Gestalt“, so Müller, vor. Neu am Kirchlichen Finanzmanagement (NKF) sind eine Investitions- und Finanzierungsrechnung, eine Liquiditätsplanung und eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie weitere Elemente, die für die Erstellung einer Bilanz wichtig sind.

Dietmar Payk, Leiter der Finanzabteilung, bedankte sich bei seinem Team für den bisher geleisteten gemeinsamen Kraftakt und bat um Verständnis und auch Geduld, da die Doppelbelastung aller Beteiligten bei der Umstellung auf NKF, verbunden mit der gleichzeitigen Einführung einer neuen Finanz-Software, sehr groß ist. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Torsten Block, der für die Umsetzung des Projekts zuständig ist.

Nach der Verabschiedung des Jahresabschlusses beschlossen die Synodalen den kreiskirchlichen Haushalt sowie den Haushalt des kreiskirchlichen Verbundes für Kindertageseinrichtungen. Dabei votierten sie einstimmig „für eine auskömmliche Finanzierung“ der Kindertageseinrichtungen seitens des Gesetzgebers.

Dr. Ulrike Preuß als Vorsitzende des Verwaltungsrates der kirchlichen Gemeinschaftsstiftung „ernten und säen“ freute sich über die Fortführung der Arbeitsstelle Fundraising, mit der auch die Geschäftsführung der Stiftung verbunden ist. Die Stiftung hat aus dem allgemeinen Stiftungsvermögen Projekte in Kirche und Diakonie für benachteiligte Jugendliche gefördert. Im Rahmen des Empfangs des Kirchenkreises am Buß-und Bettag erzählten die Empfänger kurz von ihren Projekten. Die Erträge des allgemeinen Stiftungsvermögens aus dem Jahr 2017 sollen für Projekte in evangelischen Kindertageseinrichtungen unter dem Motto „Brücken bauen“ verwendet werden. Dabei sollen zum Beispiel solche Projekte gefördert werden, die einen integrativen oder interreligiösen oder auf den Stadtteil bezogenen Charakter haben.

Zur besseren Wahrnehmung von gesellschaftspolitischen Themen hat die Kreissynode einen Ausschuss für gesellschaftliche Verantwortung eingerichtet werden, der sich verstärkt mit diesen Fragestellungen beschäftigt. In den neuen Ausschuss soll bisheriges Engagement aus den Bereichen Umweltarbeit, Industrie- und Sozialarbeit/Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt und der Frauenarbeit einfließen und gemeinsam weiterentwickelt werden. Zudem sind die Perspektiven diakonischer Arbeit und der weltweiten Ökumene vertreten. In diesem Forum können aktuelle und konkrete Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven reflektiert und in eine vernetzte Betrachtung überführt werden. GH/uka

EMPFANG DES KIRCHENKREISES mit Uwe Schulz zum Thema "Grenzenlos aggro? - Vom rechten Weg in einer ver-rückten Welt"

MARL – Die Frage nach der christlichen Verantwortung in der heutigen Gesellschaft, die geprägt ist von auseinander driftenden Strömungen und eskalierenden Konflikten, stand im Mittelpunkt des Empfangs des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen am Buß- und Bettag in der Dreifaltigkeitskirche in Marl-Brassert. Von Jürgen Wolter
EMPFANG DES KIRCHENKREISES mit Uwe Schulz zum Thema "Grenzenlos aggro? - Vom rechten Weg in einer ver-rückten Welt"

Uwe Schulz (links) und die anschließende Talkrunde mit Moderator Michael Wiese, Horst Buddych, Bürgermeister Werner Arndt und Martin Fromme (v.l)

Zu Beginn verlas Synodalassessor Frank Rüter einen geistlichen Impuls in Vertretung von Superintendentin Katrin Göckenjan, die beim Empfang nicht selbst anwesend sein konnte. Klimawandel, „Paradise Papers“, die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich: „Was zählt eigentlich noch in dieser ver-rückten und sich immer weiter verrückenden Welt?“, lautete die Ausgangsfrage, auf die Katrin Göckenjan mit einem Rückgriff auf die biblische Geschichte vom Propheten Jona antwortete, der der Stadt Ninive ihren Untergang prophezeien soll und zunächst flüchtet, um sich der Aufgabe zu entziehen. Schließlich erfüllt er seine Aufgabe doch und die Stadt besinnt sich zur Buße. Die Aufgabe wächst Jona zunächst über den Kopf. „Wachsen uns unsere Aufgaben, unser Leben auch über den Kopf? Wohin wird uns diese ver-rückte Welt führen? Können auch wir durch Buße und Beten die Zwischenräume unseres Lebens wieder neu füllen?“, lauteten die Einstiegsfragen.

Uwe Schulz, WDR-Hörfunkjournalist, bekennender Christ, aber mit „seiner Kirche“ durchaus nicht in allen Punkten konform, fand als Gastreferent eine Antwort in dem verantwortlichen Engagement von Christen in der Gesellschaft. Er griff dabei auf eine Frage Dietrich Bonhoeffers zurück: „Was ist verantwortbar vor den Menschen, die kommen werden?“ Diese Frage, „gestellt in einer viel schwereren Zeit als der heutigen“ (unter der Herrschaft der Nationalsozialisten), so Schulz, gelte es bei der Besinnung auf den Buß- und Bettag zum Ausgangspunkt der Überlegungen zu machen. Rechter Protest vieler Menschen, Aggressivität der Sprache – das sei Ausdruck des Gefühls: „Ihr habt uns vergessen!“.

„Diesen Nöten haben wir uns nicht genug gewidmet“, sagt Uwe Schulz in Marl. „Es gibt inzwischen Menschen, die können nicht mehr wollen, haben alle Kraft und allen Antrieb verloren.“ Schule, Ausbildung, Berufsleben, das sei lange die Normalität gewesen im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. An dieser Entwicklung könnten aber heute immer mehr Menschen nicht mehr teilhaben. Aufgabe der Christen in der Gesellschaft sei es deshalb, nicht aus Zorn selbst schuldig zu werden, sondern im Geist Gottes zu leben und mutig davon auszugehen: „Diese Welt geht nicht vor die Hunde!“ „In voller Diesseitigkeit des Lebens Glauben lernen“: Dieses Postulat Dietrich Bonhoeffers steht für Uwe Schulz am Anfang des Engagements. Büßen bedeute, Perspektiven zu entwickeln, und Beten, Gott Antworten zu geben. „Lassen Sie uns in diesem Sinne fröhliche Büßer und tapfere Beter sein!“, forderte Schulz die rund 150 Gäste auf.

Drei Menschen, die auf unterschiedlichen Gebieten engagiert auch Widerständen entgegen treten, berichteten anschließend von ihren Erfahrungen: Martin Fromme, der im Bonhoeffer-Zentrum der Diakonie Menschen mit Autismus betreut, Horst Buddych, der sich um Flüchtlinge in Marl kümmert, und Werner Arndt, Marler Bürgermeister, der auch schon persönlichen Anfeindungen ausgesetzt war.

Martin Fromme berichtete von Skepsis und Unverständnis, die der Gruppe, die er betreut, aus der Nachbarschaft entgegenschlägt. Immer wieder versucht er Grenzen zu überwinden. „Ich will allen zeigen, dass man mit Menschen mit Behinderungen auch lachen kann“, sagte er in Marl.
Horst Buddych fühlt sich bereichert durch die vielfältigen Kontakte, die er inzwischen zu Flüchtlingsfamilien aus den verschiedensten Ländern entwickeln konnte. Aber auch er stößt manchmal auf Unverständnis für sein Engagement.
Werner Arndt berichtete von Anfeindungen. Schmierereien wie „Werner die!“ (Werner stirb!) hätten auch ihn verunsichert und seine Familie in Angst versetzt, so der Marler Bürgermeister.
Trotz dieser Widerstände machen alle drei weiter. „Sie sind Beispiele der friedfertigen Welt, die so unendlich vielfältiger ist“, sagte Uwe Schulz.

Zum Abschluss stellte Dr. Ulrike Preuß als Vorsitzende des Stiftungsrats die Aktivitäten der kirchlichen Gemeinschaftsstiftung „ernten und säen“ vor. Diese hat unter anderem ein Projekt „Gemeinsames Essen“, eine Veranstaltung des Marler Weltzentrums, ein Filmprojekt „Sterbebegleitung“, ein integratives Sportprojekt und eine Berlinfahrt für Asyl suchende Jugendliche finanziert.

Im nächsten Jahr sollen Aktivitäten in Kindergärten gefördert werden. Es gibt ein Positionspapier der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie in NRW zum Thema Kinderarmut: „Satt an Leib und Seele“, an dem auch Superintendentin Katrin Göckenjan mitgearbeitet hat. Die Kindertageseinrichtungen sind von diesem Thema direkt betroffen. Das Geld der Stiftung kann natürlich nicht alles heilen, aber es sollen Projekte in evangelischen Kindertagesstätten unter dem Motto „Brücken bauen“ angeregt werden. Dabei sollen solche Aktionen gefördert werden, die einen integrativen oder interreligiösen oder auf den Stadtteil bezogenen Charakter haben und die die Teilhabe für unterschiedlichste Menschen ermöglichen“, so Dr. Ulrike Preuß

Musikalisch hatte Pfarrer Gert Hofmann den Empfang mit jazzigen Improvisationen, unter anderem zu „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, umrahmt. JW

 

Kreissynode tagt am Samstag, 25. November in der Limperstraße 15

Die Kreissynode ist das Kirchenparlament der Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen und Dienste in der Region. Sie beginnt traditionell mit einem Gottesdienst um 8:30 Uhr in der Christuskirche, Limperstraße 13, mit dem das Treffen der Synodalen und ihrer Gäste eröffnet wird.
Kreissynode tagt am Samstag, 25. November in der Limperstraße 15

Portal der Christuskirche


Den Schwerpunkt der diesjährigen Herbstsynode bildet das Thema Finanzen. Neben dem Finanzbericht des Vorsitzenden des kreiskirchlichen Finanzausschusses, Pfarrer Burkhard Müller aus Herten-Disteln, werden die Haushalte 2018 verabschiedet und die Rechnungsergebnisse 2016 beschlossen.

Außerdem beschäftigt sich die Kreissynode mit der Situation der Seelsorge im Ev. Kirchenkreis Recklinghausen sowie mit der Zukunft der Fundraisingarbeit und der Jugendarbeit im Kirchenkreis. Zur besseren Wahrnehmung von gesellschaftspolitischen Themen soll ein Ausschuss eingerichtet werden, der sich verstärkt mit diesen Fragestellungen beschäftigt.

Darüber hinaus können aktuelle gesellschaftlich relevante Themen, die gegebenenfalls auch in den vorausgegangenen Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Landessynode der Evangelischen Kirche in Westfalen beraten und verabschiedet wurden, auf der Kreissynode Resonanz finden. 

Buß- und Bettags-Empfang mit Uwe Schulz am 22. November um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Marl, Brassertstraße 40-42

MARL - Reue ist ein anderer Begriff für Buße. Beide spielen in der christlichen Tradition eine große Rolle. Und zwar überall dort, wo das Wichtigste im Leben die Leidenschaft, das Engagement ist. Es geht um große Gefühle: für die Menschen, für die Natur, für das Leben selbst. Aber auch um die Vernunft, mit Fehlern gelassen umzugehen.
Buß- und Bettags-Empfang mit Uwe Schulz am 22. November um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Marl, Brassertstraße 40-42

Uwe Schulz, WDR-Journalist, Moderator und Autor (Foto: WDR)

Der jährliche Empfang am Buß- und Bettag entspringt dem tiefen Wunsch, vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, an dem die christlichen Kirchen der Toten gedenken, dem nachzugehen und zu -spüren, was Leben zerstört oder fördert. Darüber mit anderen ins Gespräch und ins Nachdenken zu kommen, kann den eigenen Erfahrungsraum erweitern und dazu beitragen, die Wirklichkeit mit Hilfe der anderen tiefer und voller zu verstehen und zu leben.

 

Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod, Gott und die Welt, der rote Faden, Horizonterweiterung, Widersprüche - das sind Themen, die auch Uwe Schulz interessieren. Er ist ein Kind des Reviers und als WDR-Journalist, Moderator und Buchautor öffentlich bekannt geworden.

 

Anlässlich des diesjährigen Empfangs des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen spricht Uwe Schulz in der Dreifaltigkeitskirche in Marl nach einem geistlichen Wort der Superintendentin Katrin Göckenjan zum Thema "Grenzenlos aggro?! - Vom rechten Weg in einer ver-rückten Welt". Seinen Erfahrungen und Wahrnehmungen zum Zustand unserer Gesellschaft werden anschließend in einer ersten Gesprächsrunde drei Engagierte und andernorts Lebenserfahrene aus dem Bereich der Hilfe für Flüchtlinge, der Inklusion und der Lokalpolitik zur Seite gestellt, die aus ihrem Alltag Bemerkenswertes beizutragen haben. Die Gäste sind anschließend zum Mitdiskutieren eingeladen.

 

Danach werden förderungswürdige kirchliche Projekte aus der kirchlichen Gemeinschaftsstiftung "säen und ernten" vorgestellt, die einen Beitrag dazu leisten können für das, was Leben fördert.

 

Mit abschließendem Lied, Segen und Jazzimpressionen am Piano lädt der Evangelische Kirchenkreis Recklinghausen zum gemeinsamen Buffet im Gemeindezentrum der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Marl (ESM) nebenan. GH

Festgottesdienst zum Reformationsjubiläums-Motto "Einfach frei!" in Haltern

HALTERN Im Festgottesdienst zum runden Jubiläum ging Pfarrer Bastian Basse in der Erlöserkirche der Frage nach, wo Freiheit heute im Glauben, im Leben, im Lieben und Handeln von Christen verankert ist.
 

Auch in der Gottesdienstgestaltung nahm sich das Team um Bastian Basse einige Freiheiten: Posaunen-Chor, Orgel und „Keep-Praysing Band“ (Foto: JW) wechselten sich in der musikalischen Begleitung ab. Die Lesung gestaltete Julia Nagel mit einer Textcollage aus Stellen des neuen Testaments.

Und Basse begann seine Predigt zwar auf der Kanzel, aber nach einem „Eingangsexperiment“ verließ er diese wieder und predigte im Altarraum, auf Augenhöhe mit der Gemeinde, die die Kirche beinahe bis auf den letzten Platz füllte. Nur drei Worte eines Lieder stimmte er an: „Über den Wolken…“ und die Gemeinde fiel ein: „…muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“.

Ob es aber Freiheit nur über den Wolken gebe, wie im Song von Reinhard Mey, das stellte Basse in Frage. „Das können die meisten von uns nicht nachvollziehen, schließlich besitzen wir weder einen Pilotenschein noch ein Kleinflugzeug“, so der evangelische Pfarrer.

Martin Luther habe die Freiheit des Christenmenschen in seinem Wirken in den Mittepunkt gestellt, so Basse weiter. „Er wandte sich gegen eine  Kirche, die mit der Angst der Menschen Handel trieb. Man kommt in den Himmel wenn die Kohle stimmt? Das wollte Luther nicht."

Luthers Aufbegehren gegen den Ablasshandel der römisch-katholischen Kirche habe dazu geführt, dass er für vogelfrei erklärt wurde und schließlich auf der Wartburg als „Undercover-Theologe“ die Übersetzung des neuen Testaments beginnen konnte.

Sein Anspruch war: Alle Menschen sollten die Bibel lesen können. Luther orientierte sich an dem Satz des Apostels Paulus: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“. Freiheit sei das Thema des Menschen schlechthin und sie sei niemals käuflich, so Basse in seiner Predigt.

Freiheit im christlichen Sinne sei ein Geschenk Gottes, das zur Nächstenliebe befähige. „Luther wollte keine neue Kirche, aber er wollte eine Kirche der Freiheit und keine Kirche der Angst“, sagte Basse. Das bedeute auch einen stetigen Wandel, so Basse weiter, der in einer seiner Fürbitten formulierte: „Gib, dass unsere Kirche nicht so bleibt wie sie ist, damit sie bleibt.“In diesem Sinne sei Kirche ein Ort der Freiheit im Glauben, im Leben, im Lieben und im Handeln, für den man keinen Pilotenschein brauche. Bastian Basse schloss mit dem Satz : „Möge unsere Kirche ein Ort der Freiheit bleiben, auch noch in 500 Jahren“. (Jürgen Wolter)

„Luther als Reformator der gesamten Kirche“

ZENTRALER ÖKUMENISCHER GOTTESDIENST zum Reformationstag in der Christuskirche
„Luther als Reformator der gesamten Kirche“

Superintendentin Katrin Göckenjan und Weihbischof Dieter Geerlings (vorne) mit Bürgermeister Christoph Tesche (hinten rechts) und einem kleinen Teil der am Gottesdienst Mitwirkenden und der Gäste

„Die Kunst ist es, 500 Programmblätter auf 1000 Menschen zu verteilen“, eröffnete Superintendentin Katrin Göckenjan mit einem Schmunzeln den zentralen ökumenischen Gottesdienst zum Reformationstag in der Christuskirche unter dem Motto „Nun freut euch liebe Christen gmein“.

Mit einer solch großen Resonanz hatten weder die Veranstalter noch die Besucher gerechnet. Viele Gäste aus der Stadt und aus anderen Religionsgemeinschaften waren jedoch gekommen, um diesen Tag zusammen mit den Menschen aus den verschiedenen Gemeinden zu feiern und in seiner Bedeutung für das Zusammenleben und -wirken der verschiedenen Kulturen und Religionen zu würdigen.

Vom ungewöhnlichen Format dieses Ereignisses kündigte nicht nur eingangs das gemeinsame Glockenläuten der katholischen und evangelischen Kirchen in der ganzen Stadt, sondern auch das Programmheft. Erst recht die musikalische Gestaltung mit der Altstadtkantorei unter der Leitung von KMD Elke Cernysev und der Formation „Swinging Brass“, die drei Reformationslieder quer durch alle Stilrichtungen von Klassik, Jazz und Pop bis zur Moderne zu Gehör brachten. Schließlich die ökumenische Doppelpredigt mit Superintendentin Katrin Göckenjan und Weihbischof Dieter Geerlings, die vor genau einem Jahr in der katholischen Probsteikirche St. Peter ihr Pendant hatte.

Göckenjan überraschte die Festgemeinde mit Gitarre und Gesang, indem sie ihre Predigt mit dem bekannten Song „Ist da jemand?“ von Adel Tamll anstimmte, der die Hoffnung beschreibt, die entsteht, wenn die Not groß ist und die Lage aussichtslos erscheint. Der Song treffe einen Nerv unserer Zeit, sagte Göckenjan. Zum christlichen Glauben gehöre in besonderer Weise der Zweifel, doch das ließen heute viele gar nicht mehr zu. „Wir brauchen heute weniger Abgrenzung, dafür mehr ehrliche Fragen“, so die Superintendentin weiter. „Und wir teilen heute mit allen das Bedürfnis nach jemandem, der sagt: Ich bin da, mit einer guten Aussicht. Der den Konflikten nicht ausweicht, auch nicht in der eigenen Anhängerschaft.“

„Unser ganzer Glaube kommt in dem Wechselspiel von Geld und Gnade zum Ausdruck“, betonte Weihbischof Dieter Geerlings aus Münster im Anschluss daran. Anhand verschiedener Sinnsprüche und Zitate, die in die Alltagssprache eingegangen sind, verdeutlichte er diese enge Verbindung. Dass der Glaube „gratis“, also umsonst und ohne Bedingungen sei, sei bis heute zwiespältig und abgründig, „weil wir unfähig sind, uns beschenken zu lassen“. Dies sei vielleicht das Unglück an sich, wohl aber eine Ursache des vielen Leids auf dieser Welt. Luther habe den biblischen Glauben wiederentdeckt. „Die Katholiken haben das sehr spät erkannt“, monierte Geerlings, „und die Botschaft ist keineswegs überholt: Das was am meisten zählt im Leben, können wir uns nicht kaufen und hängt nicht von unserer Leistung ab.“ Und bezogen auf den von Göckenjan performten Pop-Song: „Wer bin ich, wenn da kein Gott ist, der mich beim Namen gerufen hat, der mir unendliche Bedeutung schenkt. So macht Er uns zu Jemandem.“ Von daher gelte es, „nach den Stärken zu suchen und die Schwächen zu erkennen und anzusprechen. „Die Stärken als Charismen entdecken, das wäre ein Perspektivwechsel, der dem Reformationsprozess angemessen wäre“, meinte Geerlings. Auch Papst Franziskus werte das Reformationsjahr positiv. Luther sei ein “Reformator der gesamten Kirche“, endete Geerlings, begleitet vom Applaus der Festgemeinde.

 „Gut gemacht!“, freute sich Bürgermeister Christoph Tesche in seinem Grußwort über die gemeinsamen ökumenischen Projekte und Veranstaltungen insbesondereim letzten Jahr der Lutherdekade. Das Jubiläumsjahr habe den Kirchen und der Stadt sehr gut getan, die gemeinsamen Aktionen seien sehr gut gesehen worden und die Beteiligten hätten sich auch darüber hinaus noch viel zu sagen. Er wünsche sich, „dass wir gemeinsam an den Menschen bleiben“, so Tesche.

Für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) erinnerte Ludger Ernsting an Taizé als Ort gelebter Ökumene, in der die Praxis der Theorie seit langem voraus sei. Eine echte Reform der Kirche setze am Thema Mangel und bei der Angst der Menschen mit Leidenschaft an: „Wir sind nicht zu unserem Heil da, sondern zum Heil der Welt. Echte Ökumene sucht die Einheit“, so Ernsting, die in hundert Jahren womöglich „eucharistische Gastfreundschaft“ praktiziere.

„Wir sind dankbar, dass wir das Fest gemeinsam feiern dürfen und freuen uns über die gute Zusammenarbeit“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dr. Marc Gutkin in seinem Grußwort. „Die Erinnerung an die Reformation soll uns stark machen.“

Als „Zeichen der Offenheit und der gegenseitigen Achtung“ wertete Hodscha Erdinc Ergün die Einladung zum Reformationstag. „Wir stehen in gemeinsamer Verantwortung für ein friedvolles Leben. Mögen wir gut vorankommen in guter Nachbarschaft“, so Ergün.

Der anschließende Imbiss im Gemeindehaus stand ganz im Zeichen dieses Wunsches. Mehr als die Hälfte der Festgemeindetraf sich dort, um sich über das Erlebte persönlich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. GH

Orgelkonzert mit Michael Mikolaschek: "Jazz, Klassik und mehr" am Sonntag, 5. November um 17 Uhr in der Johanneskirche, Hinsbergstr. 16

Michael Mikolaschek (Foto: privat) ist ein Multitalent. Am Kontrabass, Klavier und Orgel spielt und komponiert er Querbeet alle Stilrichtungen
Orgelkonzert mit Michael Mikolaschek: "Jazz, Klassik und mehr" am Sonntag, 5. November um 17 Uhr in der Johanneskirche, Hinsbergstr. 16

Michael Mikolaschek

Der gebürtige Recklinghäuser hat an der Folkwang-Hochschule in Essen und in der Musikhochschule Dortmund studiert und ist im Laufe seines Musikerlebens spielend weit in ganz Europa mit dem Kontrabass und der Ungarischen Philharmonie herumgereist. Schließlich war er musikalischer Leiter am Wolfgang Borchert Theater in Münster und bei den Bad Gandersheimer Domfestspielen. Seit 2008 komponiert er auch für Kirchenorgel und gibt bundesweit Konzerte. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende gebeten.
 

Humor und Hospiz? - Gesprächsabend mit Christian Heeck am Mittwoch, 8. November, um 19:30 Uhr im Matthias-Claudius-Zentrum (Kapelle), Halluinstr. 26

OER-ERKENSCHWICK – Geht das: Humor in der Sterbebegleitung? Einer, der dazu etwas Sinnvolles aus Erfahrung sagen kann, ist Christian Heeck.
Humor und Hospiz? - Gesprächsabend mit Christian Heeck am Mittwoch, 8. November, um 19:30 Uhr im Matthias-Claudius-Zentrum (Kapelle), Halluinstr. 26

Christian Heeck

 Er ist Mitbegründer der Clinic-Clown-Bewegung, die davon ausgeht, dass das Weinen und das Lachen nicht nur im Leben, sondern auch im Sterben unverzichtbar sind. Als Kulturreferent der Uni Kliniken Münster weiß er davon zu erzählen, dass Kunst Seelsorge ist – und umgekehrt wird auch ein Schuh daraus, auch wenn der dem einen oder der anderen in manchen Situationen zu groß erscheint. Dann hilft Humor. Der Eintritt ist frei, weil das Diakonische Werk und die Evangelische Akademie die Veranstaltung aus gutem Grund mitfinanzieren. Spenden für den Ambulanten Hospizdienst OER sind trotzdem erwünscht.

Interview der Superintendentin zum Thema Reformation

Der Stadtspiegel hatte für seine aktuelle Ausgabe ein paar persönliche Fragen zum Reformationstag an Katrin Göckenjan. Hier sind ihre Antworten.
Interview der Superintendentin zum Thema Reformation

"Tritt frisch auf - tu's Maul auf - hör' bald auf!" - Superintendentin Katrin Göckenjan mag klare Ansagen und verschenkt an Gruselfiguren zu Halloween gerne Lutherbonbons- und kekse.

Stadtspiegel: „Glaube ohne Liebe ist nichts wert“, hat Martin Luther gesagt. 500 Jahre Reformation, das wird auch im Kreis Recklinghausen groß gefeiert, zentral am 31. Oktober um 11 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Christuskirche. Nicht nur darüber weiß Superintendentin Katrin Göckenjan mehr.

Ein Spielzeughersteller hat weltweit einen Verkaufsknüller gelandet: Martin Luther als Plastikfigur. Haben Sie auch eins gekauft oder geschenkt bekommen?

Katrin Göckenjan: Ja, ich habe auf der Synode unserer Landeskirche eine Lutherfigur geschenkt bekommen.

Mir gefällt an ihr der spielerische Zugang zur Person und zur Botschaft Martin Luthers und der Reformation. Man kann die Figur sehr gut als witzigen Gesprächseinstieg nutzen.

In einer unserer Gemeinden (Oer-Erkenschwick) haben die Verantwortlichen 500 Lutherfiguren in einer großen Aktion verschenkt. Sie sind dabei mit den Menschen darüber ins Gespräch gekommen, was es für sie bedeutet, evangelischer Christ beziehungsweise Christin zu sein und warum Luther heute aktuell ist.

Luther als Person ist bis heute eine Projektionsfläche für viele Wünsche und Erwartungen. Das ist seit 500 Jahren so. Sehr gut zeigt das unsere aktuelle Ausstellung „Luther im Visier der Bilder“ im Institut für Stadtgeschichte in der Hohenzollernstraße 12.

Die evangelische Kirche in Deutschland hat zehn Jahre Vorbereitung auf das Luther-Jahr geleistet. Ist es auch in unserem Kirchenkreis eine Mammutaufgabe?

Es war gut, die Vorbereitungen auf 10 Jahre zu verteilen. So konnten wir uns Jahr für Jahr auf jeweils einen Aspekt der Reformation konzentrieren. Nicht nur in unserem Kirchenkreis, sondern in vielen Bereichen unserer Gesellschaft haben sich Menschen über eine längere Zeit intensiv mit dem reformatorischen Erbe auseinandergesetzt. Dabei haben manche Themen zu neuen Einsichten und Aktionen geführt. Ich denke z.B. an Tauffeste. Die Idee ist im „Jahr der Taufe“ (2011)  entstanden. Tauffeste werden inzwischen in größeren Abständen an vielen Orten gefeiert, auch in unseren Gemeinen im Kirchenkreis. Viele Familien, die ihre Kinder sonst nicht taufen lassen würden, komme gerne zu diesen, offenen, einladenden Veranstaltungen. Ein zweites Beispiel: „Reformation und die Eine Welt“ im vergangenen Jahr. Wir konnten Partner aus Tansania, Russland, Italien, Guatemala hier begrüßen. Alle, auch unsere Gäste, waren berührt davon, wie reich uns unsere Beziehungen miteinander machen.

Nach dem intensiven Jubiläumsjahr werden wir daran gehen, gemeinsam mit den Partnern in der Ökumene  weiter an der Erneuerung unserer Kirchen zu arbeiten. Wir brauchen sie, damit bei den Menschen von heute die gute Nachricht von Gottes Liebe zu allen Menschen ankommt.

Welche Missstände würde Martin Luther in unserer heutigen Zeit anprangern?

Martin Luther würde uns raten, „dem Volk aufs Maul“ zu schauen, damit unsere Gottesdienste den Menschen wieder verständlicher werden.

Er würde uns, der Kirche, raten, uns nicht um uns selbst zu sorgen. Sondern ganz und gar, mitten im Leben der Leute unterwegs zu sein.

Martin Luther würde sich für die Rechte von Kindern – vor allem – in der Bildung einsetzen. „Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt“ hat er gesagt. Zu seiner Zeit hat Luther entscheidend dazu beigetragen, dass alle Kinder Zugang zur Schulbildung bekommen. Wir sehen heute eine eigene Verpflichtung und eine dringende Verpflichtung aller gesellschaftlichen Kräfte, Kinder nicht abzuhängen, sondern sie in die Mitte der politischen Bemühungen zu stellen. Hier bei uns. Und weltweit sowieso.

Dass Bildung kein Privileg sein darf, sondern ein Menschenrecht ist, diese Erkenntnis haben wir auch dem Reformator zu verdanken. Warum setzt sich die EKD auch deshalb nicht dafür ein, dass der Reformationstag dauerhaft deutschlandweit zum gesetzlichen Feiertag erklärt wird?

Es ist aus meiner Sicht ein Erfolg, dass die EKD gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Kräften, auch der Politik, mit dem diesjährigen Reformationstag als arbeitsfreiem Tag ein Zeichen setzen konnte. Es geht an diesem Tag um die besondere Bedeutung von Freiheit. Wirklich frei sind wir erst vor Gott. Diese Freiheit macht die Würde des Menschen aus. Am Feiertag wird sie dadurch spürbar, dass ich für einen Tag herausgenommen bin aus dem Zwang zu funktionieren und dem Anspruch, unentwegt Leistung zu bringen. Ich bin überzeugt, dass eine von Gott abgekoppelte Würde des Menschen auf Dauer nicht wirklich tragfähig ist.

Ich setze darauf, dass dieser Feiertag ein Nachdenken über die hohe Bedeutung gemeinsamer  Feiertage in Gang bringt. Sie können eine befreiende und stärkende Wirkung auf die Menschen haben.

Wir sind als evangelische Kirche aber nicht in der Position, hier etwas durchsetzen oder Druck machen zu können. Eher wollen wir durch positive Erfahrungen den Gedanken stark machen, dass gemeinsame Feiertage zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen können.

Am Dienstag wird sich neben anderen Religionsgemeinschaften auch die katholische Kirche durch Weihbischof Dieter Geerlings in der Christuskirche mitfeiern. Ist es mit den ökumenischen Beziehungen seit der Amtsübernahme durch Papst Franziskus wieder besser bestellt?

Ich kann davon berichten, dass im Kirchenkreis Recklinghausen schon seit vielen Jahren eine verlässliche und verbindliche Zusammenarbeit in der Ökumene besteht. Seit fast 40 Jahren betreiben wir gemeinsam die Telefonseelsorge, seit einigen Jahren die Notfallseelsorge. Gemeinsam veranstalten wir einmal im Jahr das Kirchliche Filmfestival. Viele Menschen mögen es und besuchen es. In seelsorglichen Diensten und in den Gemeinden feiern Christ*innen selbstverständlich gemeinsame Gottesdienste oder Bibelwochen für Kinder und Erwachsene oder singen in gemeinsamen Chören. Man kann sicher sagen: Die Menschen an der Basis sind in ihrem ökumenischen Denken und Fühlen meist viel weiter als die Leitenden auf den oberen Etagen.

Papst Franziskus ermutigt alleine durch seine Menschenfreundlichkeit und seine seelsorgliche Auslegung mancher Dogmen zum ökumenischen Handeln. Das ist gut und es wird uns helfen bei der schönen und schwierigen Aufgabe, die gute Botschaft, die auch uns von unseren Sorgen und unserem Kreisen um uns selbst befreit, immer wieder zu Gehör zu bringen und den Menschen ans Herz zu legen.

Praktisch alle Medien sind seit Jahren vor dem 31. Oktober voller Halloween-Meldungen. Manche evangelische Christen ärgert das. Sie auch?

Ich persönlich versuche, das mit einem Augenzwinkern zu nehmen. Wenn bei uns Zuhause am späten Nachmittag des Reformationstags gruselige Figuren anklingeln, bekommen sie – selbstverständlich – Lutherbonbons oder Lutherkekse geschenkt.

In diesem Jahr steht auf manchen Schildern an der Eingangstür von Geschäften: „Reformationstag: Geschlossen“. Auch auf diesem Weg kommt der Anlass des Feiertags gut in den Blick.

Mit einer gewissen Sorge betrachte ich allerdings rund um „Halloween“ die Auswüchse des Gruselns hin zum Horror – ins Bild gesetzt durch die sogenannten Horrorclowns, die mit der Angst von Kindern und Erwachsenen spielen. Vielleicht ist es ein Zeichen dieser Zeit, dass Angst und Furcht Hochkonjunktur haben.

Ich setze dagegen die Botschaft der Reformation: Du brauchst weder vor Gott noch vor den Menschen Angst zu haben! Unsere Aufgabe ist es, diese Botschaft überzeugend weiterzusagen.

Luther hat viel Schönes, Lustiges und auch Bewegendes gesagt oder geschrieben. Welches Zitat hat Sie beeindruckt?

Unter den vielen Zitaten gefällt mir dieses sehr gut, weil es die von Gott geschenkte Freiheit und die Verantwortung für die Nächsten gut auf den Punkt bringt. Es hat mich an vielen Stellen durch dieses Jubiläumsjahr begleitet:

Ein Christenmensch ist ein freier Herr und niemandem Untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan.“ (aus der Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ 1520)

Für den persönlichen Gebrauch versuche ich, mich an dies hier zu halten:

„Tritt frisch auf - tu’s Maul auf - hör' bald auf!“

"Was machen Sie am 31. Oktober?" - Gedankenaustausch der vier leitenden Geistlichen im Vorfeld des zentralen ökumenischen Gottesdienstes am Reformationstag

„Wir brauchen einander!“ sind sich Superintendentin Katrin Göckenjan, Weihbischof Geerlings und Probst Jürgen Quante anlässlich eines vorbereitenden Pressegesprächs im Haus des Evangelischen Kirchenkreises einig. Denn die christliche Botschaft können die beiden Kirchen nur gemeinsam verkündigen.
"Was machen Sie am 31. Oktober?" - Gedankenaustausch der vier leitenden Geistlichen im Vorfeld des zentralen ökumenischen Gottesdienstes am Reformationstag

Probst Jürgen Quante, Synodalassessor Pfarrer Frank Rüter, Superintendentin Katrin Göckenjan und Weihbischof Dieter Geerlings (v.l.n.r) vor der Christuskirche. Sie laden dorthin herzlich zum gemeinsamen Reformationsgedenken um 11 Uhr ein.

RECKLINGHAUSEN - „Was machen Sie am 31. Oktober?“ Auf diese Frage blickte Superintendentin Katrin Göckenjan im Gespräch mit Weihbischof Dieter Geerlings und Propst Jürgen Quante mit „Dankbarkeit und Trauer“ auf das Ende des diesjährigen Reformationsfestes und damit auf den Ertrag der zehnjährigen Luther-Dekade in ökumenischer Zusammenarbeit.

Geerlings betonte angesichts der Perspektive der gemeinsamen Predigt am Reformationstag in der Christuskirche in Recklinghausen als dem Tag des „Reformationsgedenkens“, dass die evangelische Kirche eigenständige Kirche sei und er sehr dankbar sei für das „gute Zusammenspiel“ in der Reformationsdekade. Bei dem gemeinsamen Gottesdienst am Reformationstag werde er sich mit der Frage beschäftigen, wie Luthers Entdeckung, dass der Glaube „nicht mein Werk“ sei, sondern allein aus Gottes Gnade entstehe, heute so zu übersetzen sei, dass sie verständlich werde. Seine Erkenntnis eröffne einen völlig anderen Blick auf die Welt. Die Glaubensfrage könnte heute so lauten: Was ist mein Leben wert? Und dies angesichts der Situation, dass der Glaube in der säkularen Gesellschaft als eine Sache neben anderen vielen Dingen existiere.

Wie die reformatorische Botschaft von Gnade und Barmherzigkeit in einer gnadenlosen Welt „Fleisch und Blut“ werden könne, sei die Herausforderung, sagte Göckenjan. „Wir brauchen einander“, so ihr Fazit. Es gehe um die „sichtbare Einheit in der versöhnten Verschiedenheit“, sagte Geerlings im Anschluss daran. Göckenjan äußerte sich positiv über die Veranstaltungen und Begegnungen im Rahmen des Reformationsjubiläums. Es sei „sehr gelungen, ins Gespräch zu bringen, wer Luther war“. Für das Selbstverständnis der evangelischen Kirche sei es wichtig, zu erkennen, dass „wir dazugekommen sind“. Dies zu erkennen, erfordere auch eine gewisse Demut.

Aus Geerlings Sicht hätten die zehn Jahre der Lutherdekade geholfen, anders über Martin Luther zu sprechen und über Begriffe wie Freiheit, Gewissen und Demokratie neu nachzudenken. Bei der aktuellen Lutherbilder-Ausstellung im Kloster Dahlheim bei Paderborn sei ihm klar geworden, dass Luther als Person auch immer im Laufe der Zeiten instrumentalisiert worden sei. Diese Erkenntnis sei wichtig, um befreiter mitfeiern zu können. Die theologischen Probleme seien allerdings auf der Ebene der Amtskirche nicht gelöst, im Gegensatz zur alltäglichen ökumenischen Praxis.

„Wie viel wir gemeinsam machen“ werde deutlich an den vielen gemeinsamen ökumenischen Projekten, beispielsweise in der Telefonseelsorge, im Hospiz, beim Projekt „Kirche und Kino“, sagte Göckenjan. Es gehe hier um die Frage, wie diese Projekte auch in Zukunft verlässlich gemeinsam gestaltet werden können, sich damit auch die Ökumene strukturieren werde und ob es eine Klarheit und Verbindlichkeit auch weiterhin für die gemeinsame Zusammenarbeit geben könne, um die Nachhaltigkeit des gemeinsamen Prozesses zu sichern. Den Gedanken der Nachhaltigkeit aufnehmend, betonte Geerlings, dass es hierbei nicht um den Selbstzweck der Kirchen gehen könne. Die gemeinsame christliche Botschaft könne auch nur gemeinsam verkündigt werden.

Als Ziel für die nächsten zehn Jahre hält Quante es für erstrebenswert, den derzeit in der Alltagspraxis guten Status quo der ökumenischen Zusammenarbeit in zehn Jahren mindestens zu erhalten oder sogar zu verbessern. Auf dieser Basis „sollten wir stärker ‚wir Christen‘ sagen“, so Quante. Das Hauptproblem sei, so Geerlings, die Gleichgültigkeit gegenüber der christlichen Botschaft, die die Herzen der Menschen erreichen solle. Dies sei nicht Aufgabe der Politik beziehungsweise des Staates.

Göckenjan betonte, dass die Geschichte des Christentums immer auch eine Geschichte der überraschenden Wendungen gewesen sei. Von daher sei eine wichtige Aufgabe, „sich gegenseitig stark“ zu machen und im Alltag „richtig gut zu leben mit einer Perspektive darüber hinaus.“

 

 

 

Die evangelischen Gottesdienste in den Gemeinden und auch die katholischen Gottesdienste in der Stadt fallen, so Stadtechant Quante in einer aktuellen Pressemeldung, zugunsten des gemeinsamen Gottesdienstes um 11 Uhr in der Christuskirche aus. In den evangelischen Gemeinden werden am Abend verschiedene Angebote gemacht.
 

(GH, Foto: uka)

„Überzeugt, die Welt bewegen zu können“

Christel Neudeck, Schirmherrin des 17. Abrahamsfestes, erzählte aus ihrem bewegten Leben. Zusammen mit ihrem Mann Rupert, der im letzten Jahr starb, hat Christel Neudeck so viel erlebt und bewirkt, dass es für mehrere Leben gereicht hätte.
„Überzeugt, die Welt bewegen zu können“

Christel Neudeck blätterte in der Pause in dem Fotokalender „Miteinander 2018“. Unter den jungen Leuten, die sie ansprachen, fühlte sie sich sichtlich wohl.

MARL -  Für fast zwanzig Ehrungen und Auszeichnungen, darunter im letzten Jahr der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, und zahlreiche Veröffentlichungen hat es allemal gereicht. Ihre Bücher stellte sie nach ihrem Vortrag im Pfarramt St. Pius in Marl-Brassert zum Verkauf aus, als sie dort als Schirmherrin des 17. Abrahamsfestes auf dem Weg zur Frankfurter Buchmesse Station machte.

Ein Vortrag? Wohl mehr ein autobiografisches Erzählen, mit dem Christel Neudeck ihre Zuhörerschaft sehr persönlich an ihrer Lebensgeschichte an der Seite ihres Mannes Rupert teilhaben ließ. Die begann 1969, als sie sich kennenlernten. Der in Hagen geborene Rupert brachte eine interessante Vergangenheit mit: er hatte Philosophie, Germanistik, Soziologie und Katholische Theologie studiert, 1961 das Studium abgebrochen, um Jesuit zu werden, war dann aber aus dem Orden ausgetreten und hatte eben sein Studium abgeschlossen - wie Christel auch, die aus einer Arbeiterfamilie stammte und Soziapädagogik studiert hatte. Als sie sich trafen, ging alles sehr schnell:  sie heirateten, er promovierte über „Politische Ethik bei Jean-Paul Sartre und Albert Camus“, sie bekamen drei Kinder, er wurde hauptberuflicher Journalist in Köln und sie zogen 1976 in ihr Reihenhaus in Troisdorf.

Ein Jahr später wurde Rupert Neudeck Redakteur beim Deutschlandfunk in der Abteilung Politisches Feature. Die Lebensgefahr und große Not vietnamesischer Flüchtlinge im Südchinesischen Meer im Jahre 1979 veranlasste die Neudecks zur Gründung eines Komitees mit dem Titel „Ein Schiff für Vietnam“. Der Frachter „Cap Anamur“, mit dem die Besatzung um Rupert über 10.000 Flüchtlinge aus dem Meer fischte und nach Deutschland brachte, wurde Namensgeber für die von den Neudecks und ihren Wegbegleitern 1982 gegründete Hilfsorganisation „Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V.“.

Über seine Frau Christel und das Leben zu Hause in Troisdorf schrieb der Schriftsteller Günter Grass anhand einer fiktiven Person in einem seiner Romane: "… heiter gelassen, dabei immer geschäftig, sei es am Herd mit dem Eintopfgericht (...) oder sie hing am Telefon. Außerdem kamen fortwährend Besucher, Ärzte darunter, die ihre Dienste anboten. Dazwischen immerfort die drei Kinder. (...) Wir haben es in diesem Fall mit Idealisten zu tun, die sich einen Dreck um bestehende Vorschriften, Richtlinien und so weiter kümmern. Vielmehr sind sie, wie diese gute Frau in ihrem Reihenhaus, felsenfest davon überzeugt, die Welt bewegen zu können." (aus: Mein Jahrhundert, S. 310).

14 Jahre lang nutzte Christel das Wohnzimmer in Troisdorf als strategische Schaltzentrale für internationale Hilfseinsätze, für Konzeptentwicklung und als Ort der Mitarbeiterbetreuung für die vielfältigen Spenden- und Rettungsaktionen für Cap Anamur, während ihr Mann Rupert auf den Weltmeeren unterwegs zu Krisengebieten war.

Im Jahre 2003 gründeten sie, analog zu den Blauhelmen der Vereinten Nationen, das internationale Friedenskorps Grünhelme e.V., eine Freiwilligen-Hilfs-Organisation aus Christen und Muslimen, deren spezieller Auftrag es ist, sich in islamischen Ländern für die Opfer in Krisengebieten zu engagieren und durch die praktisch humanitäre Arbeit Ängste vor dem Islam abzubauen – zur Stunde beispielsweise in Afghanistan.

„Ich hatte damals seltsamerweise keine Angst um ihn“, verneinte Christel Neudeck die Frage einer Zuhörerin, ob sie sich denn um ihren Mann niemals Sorgen gemacht hätte. „Es ist auch immer gutgegangen – sogar da, wo es wirklich knapp war. Beispielsweise als Rupert mit Grünhelmen in Syrien war und drei Mitarbeiter von Islamisten entführt und gefangen gehalten wurden, ihnen aber dann die Flucht gelang“, erzählte die 74jährige, die auch schon Enkelkinder hat und fügte hinzu: „Heute habe ich viel stärker die Schere im Kopf.“

Doch damit nicht genug: seit 2005 arbeitet Christel Neudeck in der Telefonseelsorge mit, seit 2010 ist sie Mitglied im Kuratorium der „Gesellschaft Freunde Abrahams“, der auch ihr Mann bis zu seinem Tod angehörte. Von daher liegt ihr das 17. Abrahamsfest, für das sie die „Schirmfrauschaft“ übernommen hat, als interreligiöses Begegnungsprojekt zwischen Jung und Alt sehr am Herzen.

Ihre eigenen Kinder hat die authentische Verbindung zwischen Glauben und Leben und das starke humanistische Engagement der Eltern dazu motivieren können, selbst aktiv zu werden und sich in die Netzwerkarbeit der Eltern einzuklinken, was bekanntlich nicht selbstverständlich ist. Und wenn Christel Neudeck ein Bild von ihrer Enkeltochter zeigt, die eine Freundin aus Afrika innig umarmt, ist das ein kleiner, aber wichtiger Teil, der für das Ganze ihres Lebens steht und in die Zukunft weist: hin zu mehr Völkerverständigung, Mitmenschlichkeit und Miteinander. Dazu passte die Musik der sechsköpfigen Formation, die zu diesem Anlass erstmals unter dem Bandnamen "Maranatha" mit Songs aus dem Sakro-Pop-Spektrum auftrat. GH

15 Jahre Engagement für kirchliches Kino

RECKLINGHAUSEN Rund 200 Zuschauer feierten mit einem Glas Wein anlassgerecht das 15jährige Jubiläum der ökumenischen Filmreihe "Kirche und Kino" im "Cineworld" zusammen mit den Initiator*innen
15 Jahre Engagement für kirchliches Kino

Ehemalige und aktuelle Mitglieder des Arbeitskreises Kirche und Kino im Gespräch: (v.l.n.r.) Ralf Dinand, Marc Gutzeit, Joachim van Eickels, Liesel Kohte, Julia Borries, Michael Kleinschmidt und Kai-Uwe Theweßen.

Entstanden aus der Kooperation zwischen Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen, dem Katholischen Kreisdekanat, dem Cineworld und dem Institut für Kino und Filmkultur (IKF) zeigt die Reihe monatlich Filme, die berühren, bewegen und nachdenklich machen. So erfolgreich, dass daraus das alljährlich im März stattfindende Kirchliche Filmfestival Recklinghausen entstanden ist.

Mit „Der Wein und der Wind“ gab es dieses Mal eher unterhaltsame Kost – doch, wie Superintendentin Kathrin Göckenjan bei ihrem Grußwort feststellte, passe er hervorragend in die goldene Oktoberzeit und zum „Dank für die Ernte“ in diesem Monat. Mit Julia Borries ist nun die letzte evangelische Neubesetzung im Arbeitskreis vollzogen worden. Ehemalige evangelische Mitglieder wie Ralf Dinand, Liesel Kohte und Thomas Damm, einer der Mitinitiatoren der Reihe, sind dem Projekt noch treu verbunden.

Einen besonderen Charakter erhalten die Filmvorführungen von „Kirche und Kino“ durch die Einführungen und Erläuterungen des Medienpädagogen Michael Kleinschmidt. Zudem sind die Zuschauer am Ende des Films eingeladen zu diskutieren und zu (hinter-)fragen. „Ich behaupte, das Recklinghäuser Publikum weiß mehr über Film und Kino als anderswo – dank der Arbeit von Michael Kleinschmidt“, so Joachim van Eickels, katholischer Vertreter im Arbeitskreis in seinem Grußwort.

Für die Filmauswahl wird regelmäßig diskutiert und beraten. Alle Mitglieder des Arbeitskreises bringen Filme ein und gemeinsam wird dann eine Auswahl getroffen. Und auch wenn es dabei schon mal heiß hergehen kann: Propst Jürgen Quante verwies auf die gute gelebte Ökumene in diesem Projekt und wünschte dem Arbeitskreis noch viele weitere erfolgreiche Jahre: „Weiter so!"  JB

Weitere Informationen zur Reihe: http://kirchenkreis-re.de/infos/kuk

Christine Hanß ist die neue Geschäftsführerin des KiTa-Verbundes

"Hinter jeder Ecke lauern ein paar Richtungen." (S.J. Lec).
Christine Hanß ist die neue Geschäftsführerin des KiTa-Verbundes

Christine Hanß (Foto: GH)

KIRCHENKREIS – Christine Hanß ist die neue Geschäftsführerin des Verbunds der Tageseinrichtungen für Kinder im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen und tritt damit die Nachfolge von Gudrun Seime an. Ihr Dienstsitz ist das Haus des Evangelischen Kirchenkreises in Recklinghausen.

 

Christine Hanß ist verantwortlich für die Gestaltung der wirtschaftlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen der Arbeit der Kindertageseinrichtungen im Verbund, für die Personalentwicklung und die konzeptionelle Weiterentwicklung der Arbeit. Bei ihr liegt die Fach- und Dienstaufsicht gegenüber den Mitarbeitenden der Einrichtungen. Sie verhandelt und bespricht auch alle Trägeraufgaben mit den Mitarbeitenden der zuständigen Jugendämter.

 

Die gute Zusammenarbeit der Kindertageseinrichtungen in und mit den jeweiligen Kirchengemeinden ist ihr ein wichtiges Anliegen und ein Teil der wertvollen Arbeit der Kindertageseinrichtungen. Eine regelmäßige Abstimmung und Überprüfung ihrer Arbeit findet mit dem Leitungsausschuss als dem verantwortenden Gremium des Verbundes statt.

 

Für ihren umfangreichen Arbeitsbereich bringt Christine Hanß Erfahrungen aus Einrichtungen wie der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland und der AWO Hagen und Märkischer Kreis mit ein und darüber hinaus ihre Expertise als freiberufliche Supervisorin und Coach. Mit komplexen Situationen und Prozessen ist sie vertraut, dem Erkennen und Verstehen von Problemen und die beteiligungsorientierte Kommunikation der darin angelegten Lösungsansätze gilt ihre Aufmerksamkeit.

 

„Hinter jeder Ecke lauern eine paar Richtungen“ dieser schlaue Satz von Stanislaw Jerzy Lec begleitet sie und gibt ihrer Arbeit immer wieder eine heitere Orientierung. Die Kontaktpflege, ein möglichst guter Informationsaustausch zwischen den Beteiligten und Betroffenen und, wo immer möglich, eine enge Kooperation zwischen den Mitarbeitenden von Kirche und Kommunen zählen für sie zu den Erfolgsfaktoren einer zukunftsfähigen Entwicklung der Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis.

 

Kontakt: Haus des Kirchenkreises, Limperstr. 15, 45657 Recklinghausen, Telefon: 02361 206-100, Email: christine.hanss@kk-ekvw.de GH

Das Ende des arabischen Traums? - Ehemaliger ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg berichtete in Waltrop

Von der gegenwärtigen arabischen Welt zeichnete Ossenberg, der privat auch in Kairo lebt, ein düsteres, deprimierendes Bild.
Das Ende des arabischen Traums? - Ehemaliger ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg berichtete in Waltrop

(v.r.:), Marianne Kappelhoff, Detlef Pflaumenbaum, Anne Krause, Pfarrer Ulrich Lammers, Dietmar Ossenberg, Michael-Clemens Schmale (Leiter der VHS)

WALTROP – Es sei für ihn eine sentimental journey, bekannte der im Jahr 1950 in Recklinghausen geborene und in Rheine zur Schule gegangene ehemalige ZDF-Korrespondent und Autor Dietmar Ossenberg zu Beginn seines Vortrages im Waltroper Freitagsforum. Er kenne auch das Henrichenburger Schiffshebewerk in der Nähe von früher. „Es ist ein sehr schönes Stück Deutschland hier“. Er habe großen Respekt vor den vielen Leuten, die in der Flüchtlingshilfe engagiert sind. Ihm seien die Probleme und die harten Diskussionen darum bekannt. Er kenne aber auch die andere Seite.

 

Von der arabischen Welt zeichnete Ossenberg, der zeitweise privat in Kairo lebt, ein düsteres, deprimierendes Bild. Diese „prächtige Kulturlandschaft“ befände sich kurz vor ihrer Auflösung - mit unabsehbaren Folgen für Europa und auch Deutschland. Er berichtete von Aleppo, das inzwischen aus den Schlagzeilen ist, von Bekatal, der syrischen Kornkammer, in der die Hisbollah Haschisch anbaut und Polizei und Militär die Drogenbauern beschützt. Vom Libanon, der mit den 1,6 Millionen Flüchtlingen ein sehr gutes Geschäft macht, von Familien in Wellblechhütten, für die der Staat im Monat 200 Dollar für die Pacht verlangt, von Kindern, die in Rauschgiftplantagen arbeiten, von Töchtern die sich prostituieren und von Söhnen, die als Kämpfer ausgebildet werden.

 

Von arabischer Solidarität gegenüber den Flüchtlingen sei nichts zu sehen, sagte Ossenberg, Saudi-Arabien und Dubai hätten keinen einzigen Flüchtling aufgenommen. Es sei einfach ein gutes Geschäft für korrupte Regierungen. Im Irak kämpften Sunniten um Öl, der Jemen versinke im Chaos, der Libanon stehe „auf der Kippe“, der Assad-Clan werde große Teile des Landes weiter beherrschen.

 

Auch Ägypten, lange Zeit ein Hort der Stabilität, habe sich unter den Muslimbrüdern dramatisch verändert: Armut, Bildungsnotstand, Polizeiterror und allumfassende Korruption prägten das Leben. Mohammed Mursi wolle das Land islamisieren und habe die neuen Geschichtsbücher, aus denen Ramses und Tut-ench-Amun gestrichen seien, bereits in Druck gegeben. Noch nie seien ägyptische Gefängnisse so voll gewesen. Hunderte Websites wurden gesperrt. Es werde neuer Hass und neuer Terror gezüchtet. Sein ägyptischer Kameramann sei in Tränen ausgebrochen: „Ägypten wird wie Afghanistan!“

 

„Wir im Westen“ flüchteten uns angesichts der realen Gefahr, dass durch demokratische Wahlen Islamisten an die Macht kommen, zunehmend in Konjunktive, konstatierte Ossenberg. Amerika liefere Waffen in Milliardenhöhe, Trump begründe dies mit dem Kampf gegen den Terror. Doch „wir“ dürften nicht die Augen vor den Realitäten verschließen, dass im Namen des Koran und des Propheten Mohammed die Kriege geführt würden. „Wir sind dieser Diskussion in Deutschland nicht gewachsen“, sagte Ossenberg.

 

Auch die islamische Welt käme mit der Frage, ob der Islam nun eine friedfertige Religion sei, nicht zurecht. Die Schiiten, die sich auf die Blutlinie Alis, des Cousins von Mohammed, berufen, gehörten aus Sicht der Sunniten, der zweitgrößten Konfession des Islam, zu den Ungläubigen,. Das Wahhabitische System nehme für sich in Anspruch, den Koran richtig auszulegen, es biete für vieles, ja sogar für alles Interpretationsmöglichkeiten. Der Islam befinde sich in einer Legitimationskrise angesichts der Grundsatzfrage, ob diese Religion für das Leben oder für das Töten stehe, bilanzierte Ossenberg.  Doch mit Religion habe das alles nichts zu tun: schon der 30jährige Krieg habe gezeigt, dass es darum ging, sehr weltliche Interessen durchzusetzen. „Dabei geht es um Macht und so viel Geld, dass es unser Vorstellungsvermögen sprengt.“

 

Der Orient kranke an den Folgen des Missbrauchs der Religion, der dem Menschen jede Orientierung raube und unter einer Korruption und Erpressung, die alle demokratischen Strukturen auf den Kopf stelle. In Syrien habe der Assad-Clan alle Geschäftsbereiche unter Kontrolle, im Libanen die Clanführer, die sogar über Hochzeiten entschieden.

 

Was er vor drei Jahren in der südjemenitischen Stadt Aden nachts um drei gesehen habe, gehöre mit zum Absurdesten, was er bisher erlebt habe, so Ossenberg: „Laute Diskomusik, Wodkaflaschen auf den Tischen, viele junge Damen, es wurde getanzt und gelacht. Alle jungen Frauen trugen Schleier und schwarze Handschuhe und verdingten sich als Prostituierte. Videoaufnahmen wurden verhindert, damit die Doppelmoral und Heuchelei nicht publik wird. Prinzen schmuggeln teuren Whiskey aus Europa. Um die Bigotterie zu verdecken, zahlt man Schutzgelder an paramilitärische Einheiten, die das Ganze in Gang halten - eine Steilvorlage für die Islamisten.“

 

Auf der Ebene der Hochkultur sei der Zerfall des Orients ebenfalls deutlich zu spüren, erzählte Ossenberg. „Von Zeit zu Zeit gehe ich ins Opernhaus von Kairo. Dort habe ich auch eine Aufführung der ‚Lustigen Witwe‘ gesehen. Und auch das Ballett ‚Al Andalus‘ über das Ende des Kalifats 1492. Die Vertreibung der Muslime aus Spanien ist in unserem Geschichtsbuch so gut wie nicht vorhanden. Für die arabische Welt steht dies aber dafür, welche exponierte Rolle die arabische Kultur in Europa hatte, nämlich den arabischen Traum von Andalusien.“

 

Schuld am Niedergang der arabischen Kultur sei in erster Linie der eigene Verrat an den ursprünglichen islamischen Werten, sagte Ossenberg. Die ungläubige Kultur der westlichen Welt bilde weiterhin die Mustervorlage für den Islamismus. Der Islamische Staat (IS) sei bis heute nicht nur eine Terrormiliz, sondern eine hochkomplexe, militärisch geführte Formation, für die die gesamte sunnitische Gesellschaft in den Untergrund gegangen sei. Die älteste Tochter Saddam Husseins Raghad finanziere von ihrem Exil in Jordanien aus den IS, sie habe mit Religion nichts am Hut. Der IS bekämpfe die gemäßigten Rebellen, die Hussein fürchtete, nach dem bekannten Grundsatz Napoleons: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“

 

Die Idee des amerikanischen Außenministers, den Islamismus als Waffe gegen den Sozialismus einzusetzen, habe die Auflösungsprozesse verstärkt.Was hatte der amerikanische Präsident Obama in Kairo nicht alles versprochen, welche Hoffnung hat er geweckt - und was ist daraus geworden?“, fragte Ossenberg. Der Westen habe die arabische Welt mit Waffen überschwemmt. Allein Deutschland habe in den Jahren zwischen 2001 und 2015 Waffen im Wert von rund 15 Milliarden Euro exportiert, dafür seien Tausende Jobs geschaffen worden.

 

Für die Auflösung der arabischen Welt seien die arabischen Regime zum großen Teil mit verantwortlich. Das Schicksal des Einzelnen gelte den Mächtigen dort fast nichts. Die jungen Leute, speziell auch die gut ausgebildeten, fänden keine Jobs. Am Beispiel des Tahir-Platzes in Kairo, einst Symbol für Freiheit und Demokratie, nach den jüngsten Massenvergewaltigungen aber nun ein Ort des Schreckens, erklärte Ossenberg: „Fast an jeder Ecke gibt es dort ein Erotik-Geschäft. Diese scheinbare sexuelle Freizügigkeit gilt aber nur für Verheiratete. Vor der Heirat haben junge Leute keine Chance, eigene Kontakte aufnehmen zu können.“

 

Wie hier sei es im Grunde auch in den meisten arabischen Ländern, stellte Ossenberg fest, in denen die Menschen Zukunftsperspektiven vermissten, weil die Mächtigen es versäumt hätten, einen Übergang zur modernen Welt zu schaffen. Würden heute die europäischen Grenzen geöffnet, würden viele Menschen sofort ihr Land verlassen wegen der offenen Kultur.

 

Die anschließende Diskussion im Haus der Begegnung zeigte, dass Ossenbergs Thema nicht nur einige vor Ort Kundige und darüber hinaus politisch hoch Interessierte im Publikum ansprach. Seine grundlegend pessimistische Sicht über die Entwicklung im Orient wollten allerdings nicht alle teilen, ihnen entgegnete er: „Ich finde es unfair, mit einem Schimmer Hoffnung die Leute nach so einem Vortrag zu entlassen."

 

Allerdings auch mit Ausnahmen: In Syrien etwa sehe er inzwischen Potential, dieses Land wieder aufzubauen. Doch insgesamt bliebe nur eines: die humanitäre Unterstützung in der Not. Die Deutsche Entwicklungshilfe leiste hier einen faszinierenden, unerlässlichen Beitrag, den angesichts der Größenordnung niemand sonst leisten könne.

 

Angesichts all des erlebten Elends und Verfalls zeigte sich im persönlichen Abschlussvotum Ossenbergs dann doch noch so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer, der sich an der Frage entzündete, warum er denn eigentlich immer noch in Kairo wohne: „Ich lebe dort, weil das für mich Faszinierende dort ist, wie die Menschen mit den Problemen umgehen. Teilweise mit einem riesigen Humor und einer Warmherzigkeit gegenüber Fremden, dass ich dort manchmal ein intensiveres Leben lebe als hier in Deutschland. Die Menschen dort können nicht trennen zwischen arm und reich, Tod und Leben. Es sind die Menschen, die mein Leben reicher machen.“ GH

„Singt ein neues Lied“ - Gottesdienstangebote am Abend des Reformationstages

REFORMATIONSGEDENKEN IM KIRCHENKREIS – Neben dem gemeinsamen Gottesdienst am Vormittag des Reformationstages am 31. Oktober in der Christuskirche in Recklinghausen um 11 Uhr finden in vielen Gemeinden am Abend noch weitere besondere Gottesdienste zum Reformationsgedenken statt.
„Singt ein neues Lied“ -  Gottesdienstangebote am Abend des Reformationstages

BibleFace in der Dreifaltigkeitskirche in Marl

Unter der Überschrift „Singt ein neues Lied“ gibt es am 31. Oktober um 18 Uhr ein Reformationsgottesdienst im Theater in Marl. Pfarrerin Kirsten Winzbeck, Pfarrer Heiner Innig von den katholischen Gemeinden und Pastor Gert Höhne von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Friedenskirche thematisieren die Heilung von Verletzungen und das Aufeinander zugehen der Konfessionen. Es geht um Kirchensteuern und Zölibat, um Frauen, Amt und Kirche. Persönliche Statements, im Film festgehalten und live vorgetragen, thematisieren den eigenen Bezug zur Reformation.

 

Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst durch den Posaunenchor unter der Leitung von Martin Rommelfanger und den Gospel-Projektchor unter der Leitung von Andrea Kittel. Im Anschluss an den Gottesdienst sind alle in die nahe gelegene Dreifaltigkeitskirche bei einem Imbiss zu einem Empfang eingeladen. Dort haben Pfarrer Dr. Hans Hubbertz, Pfarrer Gert Hofmann und IT-Spezialist Oliver Hermanns vom Kirchenkreis das interaktive Multi-Media-Projekt „BibleFace“ aufgebaut, mit der Möglichkeit, eigene Selfies mit einem Bibelvers zu visualisieren und darüber ins Gespräch zu kommen.

 

Auch in Herten wird der gemeinsame Abendgottesdienst aller Hertener Gemeinden um 18 Uhr in der Erlöserkirche an der Ewaldstraße ökumenisch ausgerichtet sein. Musikalisch wird er vom Bläserkreis „Emscherblech“ und dem Gospelchor der Erlöserkirche unter Leitung von Kirchenmusikdirektorin Elke Cernysev gestaltet. Nach dem Gottesdienst wird zu einem Beisammensein in der Kirche und unter Zelten auf dem Kirchenvorplatz eingeladen. In Recklinghausen-Ost gibt es um 18 Uhr einen zentralen Gottesdienst mit Posaunen in der Johanneskirche an der Hinsbergstraße. Anschließend lädt die Gemeinde zu einem Mitarbeitendenfest in das Oberlinhaus ein.

 

Bereits um 17 Uhr lädt die Evangelische Kirchengemeinde Haltern zu einem Festgottesdienst unter dem landeskirchlichen Motto „Einfach frei“ zu einem Gottesdienst in die Erlöserkirche am Hennewiger Weg ein. Im Gottesdienst wird das Thema aufgegriffen und die Frage nach der Freiheit durch Christus in den Mittelpunkt gestellt. Im Anschluss gibt es bei einem kleinen Empfang im Paul-Gerhardt-Gemeindehaus mit Essen und Trinken einen kleinen Rückblick auf das Reformationsjahr in Haltern am See.

 

Mit einem Gottesdienst um 18 Uhr in der katholischen Kirche St. Josef an der Otto-Hue-Straße hat das Reformationsgedenken in Oer-Erkenschwick einen besonderen ökumenischen Akzent. Neben katholischen und evangelischen Pfarrern wirken die Ökumenische Chorgemeinschaft unter Leitung von Kirchenmusiker Michael Schulze und der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde unter Leitung von Uwe Schmidt mit. Auch hier wird nach dem Gottesdienst zu einem Beisammensein eingeladen.

 

Das sind einige Angebote von Gottesdiensten am Abend des Reformationstages. Das Angebot Ihrer Kirchengemeinde finden Sie im Gemeindebrief, auf der Internetseite und in der Tageszeitung. Und wer abends noch Lust auf ein besonderes musikalisches Erlebnis hat und bei den zahlreichen Aufführungen nicht dabei gewesen ist, kann im ZDF um 22 Uhr das Pop-Oratorium „Luther“ aus der Feder von Michael Kunze und Dieter Falk mit Symphonie-Orchester, Rockband und Musicalstars in einer Aufzeichnung aus der Mercedes-Benz-Arena in Berlin mit über 4.000 Sängerinnen und Sängern erleben. (uka)