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100 Jahre evangelische Gemeinde in Marl

MARL – Die evangelische Gemeinde in Marl und die Pauluskirche an der Römerstraße feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Dieses doppelte Ereignis wurde jetzt mit einem Fest-Gottesdienst in der Pauluskirche begangen, in dem der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albert Henz, die Predigt hielt.
100 Jahre evangelische Gemeinde in Marl

Pfr.in R. Basse, Pfr. R. Wanke, Pfr.in B. Seydich, D. Goudefroy, Pfr. T. Damm, H. Fischer, R. Gerversmann, Sup. K. Göckenjan, Dechant T. Hüwe, Pfr.in K. Winzbeck, Vizepräses A. Henz, Pfr. U. Heubach, H. Floer.

Die Pauluskirche wüsste als „Mutterkirche“ sicherlich viel zu berichten, wenn sie erzählen könnte, so der Theologische Vizepräsident und beschrieb die geschichtliche Entwicklung dieser Jugendstilkirche mit der romantischen Faust-Orgel in Verbindung mit der Entwicklung der evangelischen Gemeinde in Marl. „In unserer Landeskirche steht Marl damals wie heute für viele innovative Ideen“, stellte Henz klar und nannte u.a. den interreligiösen Dialog mit dem Abrahamsfest oder das damalige Team-Pfarramt an der Auferstehungskirche. 

Mit seinen rund 24.300 Gemeindegliedern gehört Marl zu den größten Kirchengemeinden der westfälischen Landeskirche. Doch die Zahlen sind rückläufig. Die demografische Entwicklung ist auch in Marl in der Stadt wie in der Kirchengemeinde spürbar. „Die volkskirchliche Verbundenheit nimmt, wie überall in Deutschland, ab, die Austrittsbereitschaft und vor allem die Ferne zur Kirche dagegen zu“, erläuterte Albert Henz den spürbaren Wandel. „Die Sozialisationsinstanzen, vor allem die Familien, vermitteln den christlichen Glauben weniger.“

Noch sei Marl eine große Gemeinde mit einer stattlichen Zahl an Gemeindegliedern, Pfarrstellen und Gebäuden. Aber auch hier wird es Veränderungen geben und die gefassten Beschlüsse zur Gebäudesituation mit der Konzentration auf drei Zentren bestätigten das. „Das ist schmerzlich für die, denen die anderen Kirchen Heimat und Geborgenheit geschenkt haben, die sich in ihnen und für sie engagiert haben. Dieser Einschnitt wird mit dem Kopf verstanden, im Herzen aber tut er weh. Und: ein Ende dieses Verkleinerungsprozesses ist nicht absehbar“, so der Theologische Vizepräsident. 

Mit dem Bild der zukünftigen Stadt aus dem Hebräerbrief beschrieb Albert Henz den vorliegenden Weg. „Wir sind unterwegs zu einem lohnenden Ziel, müssen Neues und Abschiede gestalten. Je mehr man festhält, desto weniger ist man in der Lage, den Weg in die Zukunft zu gehen.“ Henz verwies auf die positiven Erfahrungen, die in der jüngsten Vergangenheit in Marl gemacht worden sind. Nach schwierigen finanziellen Zeiten habe die Kirchengemeinde Maßnahmen der Veränderung ergriffen und sei inzwischen gut aufgestellt. 

„Wir wissen nicht genau, wie die Gestalt unserer Kirche in der Zukunft aussehen wird. Aber sie wird sich weiter verändern. Und unsere Gesellschaft wird auch religiös noch bunter und vielfältiger werden.“ Im Blick auf die Zukunft der Kirche machen dem Theologischen Vizepräsidenten die jungen Menschen Mut: „Nicht wenige junge Menschen haben sehr genaue Vorstellungen davon, wie sie ihren Glauben in Gemeinschaft leben wollen. Wir sollten sie stärker hören und ihnen Raum geben.“

Henz warnte vor einer Überbewertung schwieriger Phasen. Die habe es in der Geschichte des Christentums immer gegeben. Beheimatung sei zukünftig vor allem in Glauben, weniger in Steinen finden. Das Evangelium müsse unter den heutigen Bedingungen kommuniziert werden. 

Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Chorgemeinschaft Hamm/Hüls/Sinsen und dem polnischen Partnerchor „Gloria“ aus Skoczów bei Krakau sowie den gemeinsamen Posaunenchören aus Brassert und Drewer gestaltet.

Text und Fotos: uka