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60 Jahre Evangelische Akademie Recklinghausen - Festvortrag und Feier im Haus des Kirchenkreises

RECKLINGHAUSEN „Wir haben das Akademie- und Bildungshäusersterben der vergangenen zwei Jahrzehnte deshalb so unbeschadet überlebt, weil wir so klein sind: Vereinsstruktur ohne eigene Immobilien und mit nur geringem Personalaufwand“.
60 Jahre Evangelische Akademie Recklinghausen - Festvortrag und Feier im Haus des Kirchenkreises

Pfr. Thomas Damm und Antje Rösener

So lautete das Resümee des Vereinsvorsitzenden der Evangelischen Akademie Recklinghausen, Pfarrer Thomas Damm, der darin eine der Besonderheiten der Akademie im Vergleich zu anderen ausmachte. Die Akademie war von Superintendent Wilhelm Geck am 18. Oktober 1954 gegründet worden. Seitdem konnte die Akademie bekannte „Persönlichkeiten aus Universität, Politik und Gesellschaft“, so Damm, in ihren zahlreichen Veranstaltungen begrüßen: beispielsweise Jörg Zink, Carmen Thomas, Gregor Gysi, Regine Hildebrandt, Eugen Drewermann, der bereits 30 Mal in Recklinghausen war. Neben den Vorträgen gehören ebenso Kulturveranstaltungen und Reisen zum Programmangebot der Akademie. In ihrem Grußwort hob die erste stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Recklinghausen, Marita Bergmaier, als Erfolgsfaktor hervor, dass sich die Akademie an den Bedürfnissen der Menschen orientiert habe.

Mit dem Festvortrag der Geschäftsführerin des Evangelischen Erwachsenenbildungswerkes Westfalen/Lippe, Pfarrerin Antje Rösener (Dortmund), feierte die Evangelische Akademie Recklinghausen ihr 60-jähriges Bestehen im Haus des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen. Ihr Vortrag stand unter der Überschrift. „Impulse von gestern für die Bildung von heute und morgen“. Auf der Spurensuche nach den Wegbereitern der Arbeit der evangelischen Akademien erinnerte Antje Rösener an den Reformator Philipp Melanchton. "Es war vor allem Melanchthon, der der evangelischen Kirche die Sorge um die Bildung des ganzen Volkes gleichsam ins Stammbuch schrieb". In einem großen Zeitsprung ordnete Rösener die Gründungen der evangelischen Akademien in der Nachkriegszeitein ein in die kritische Rückschau auf den ausgebliebenen Widerstand gegen die faschistische Diktatur. Bereits im September 1945 habe Eberhard Müller nach Bad Boll eingeladen, um dort die erste Akademie als "Ort des Diskurses und des Austausches" zu gründen, denn er sah die politische Aufgabe der Kirchen darin, die demokratische Gesprächskultur zu fördern. Das Ziel der Bildungsarbeit heute betrachtete Rösener wie folgt: "Wir wollen Menschen darin unterstützen, sich in den komplexen Verhältnissen unserer Zeit zu orientieren oder sich für ein Ehrenamt zu qualifizieren." Bildungsarbeit sei, "im besten Fall konkrete Lebenshilfe, frohe Botschaft und damit Evangelium im wahrsten Sinne des Wortes. Sie steht der Kirche gut zu Gesicht", sagte Rösener. In ihren Thesen zu Zukunft der Bildungsarbeit schrieb Rösener dieser die Rolle eines Impulsgebers für die Kirche zu. Kirchliche Bildungsarbeit sei stark, wenn sie mit anderen zivilgesellschaftlichen Partnern vernetzt arbeite. Sie benötige "personelle und finanzielle Ressourcen, besonders wenn sie auch Randgruppen erreichen soll". Bildung verhelfe den Menschen in einer sich schnell wandelnden Gesellschaft zur Orientierung, verschaffe Zukunftschancen, auch mit dem Blick auf "Frieden und Gerechtigkeit", sie erweitere den Horizont für die Kirche, die so ihren biblischen Auftrag adäquater wahrnehmen könne.

Unter den anwesenden Gästen fanden sich Pfr. i.R. Peter Seeber, der vor Pfr. Thomas Damm die Akademie 36 Jahre lang leitete und Prof. Dr. Albrecht Geck, der Enkel des Gründers, sowie das älteste aktive Mitglied der Akademie seit 1973, Beiratsmitglied Dieter Karhof.

Die Feier wurde musikalisch begleitet durch das Vivaldi-Ensemble unter Leitung von Pfr. i.R. Dr. Jürgen Schwark.

Text/Bild: hh