Aufbruch und Perspektiven
Der Evangelische Kirchenkreis Recklinghausen stellt sich mit weiteren Reformschritten auf zunehmend schwierige Randbedingungen ein. Dies führte Superintendent Peter Burkowski auf der Kreissynode am Samstag, dem 12. Juni 2010, in seinem Bericht (Downloadlink) den Synodalen vor Augen. Rückläufige Gemeindegliederzahlen und sinkendes Kirchensteueraufkommen prägten die Lage, erläuterte Burkowski auf der Folie der Kirchenreformvorlage „Kirche mit Zukunft“ und zahlreicher Veränderungen in den letzten zehn Jahren. So stehe man vor der schwierigen Aufgabe, den gegenwärtigen Gebäudebestand der veränderten Lage anzupassen.
Im vergangenen Jahr im Kirchenkreis zeigten sich aber auch, so Burkowski, zahlreiche inhaltlich spannende Projekte, wie die Chor- und Gospelprojekte, eine städteübergreifende Predigtreihe, der Eine-Welt-Tag, die Broschüre zur Bekämpfung von Armut, die neue Einrichtung der Chat-Seelsorge, die Ausstellung zum „Klima der Gerechtigkeit“, die Beiträge zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 mit dem ersten Kirchlichen Filmfestival, dem Multimediaprojekt BlinkenBible, drei Kantatengottesdiensten mit Bachkantaten und jüngst der Publikation zu ausgewählten Kirchengebäuden im Kirchenkreis.
Die angestrebte Vereinigung der seit 1961 getrennten Kirchenkreise Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Recklinghausen sei erforderlich, um die Aufgaben eines Kirchenkreises zukünftig handlungsfähig zu bewerkstelligen.
Mit der Vereinigung der beiden Nachbarkirchenkreise soll auf diese negative Mitgliederentwicklung reagiert werden. Die Vereinigung der beiden Kirchenkreise könne jedoch nur gelingen, wenn beide Partner zustimmten und eine gute Beteiligung sicher gestellt würde, betonte Dr. Ulrike Preuß in ihrer Einbringung. Dieses Ziel solle bis 2012 erreicht werden, wenn in beiden Kirchenkreise die Neuwahl der Superintendenten anstehe. Man sei jedoch nicht sklavisch an dieses Datum gebunden. Vordringlich sei ein stabiler Finanzausgleich zwischen Kirchenkreis und Gemeinden, den beide Kirchenkreise bis dato noch unterschiedlich fahren. Das zukünftige Finanzsystem solle einfach, klar, transparent, solidarisch, auskömmlich und zukunftsfähig sein. Der Beschluss zur Vereinigung der Kirchenkreise erfolgt nur, wenn alle Beteiligten zustimmen. Die Ergebnisklarheit stehe vor dem Zeitdruck, so Superintendent Burkowski. Die Voraussetzung der Vereinigung sei, dass alle Presbyterien und beide Kreissynoden der Fusion zustimmten.
Die Kreissynode Recklinghausen entschied nun, ab dem 1. Januar 2011 zunächst ein gemeinsames Kreiskirchenamt mit dem Nachbarkirchenkreis zu errichten.
Finanzen
Der Finanzbericht des Vorsitzenden des Finanzausschusses, Pfarrer Günter Johnsdorf, stand erneut im Licht der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Die jüngsten Sparbeschlüsse der Bundesregierung seien sozial unausgewogen, da sie vor allem bei Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern ansetzten. Nach zwei etwas besseren Jahren kam der Kirchenkreis in 2009 wieder um eine Rücklagenentnahme nicht herum. Sehr positiv dagegen habe sich das Aufkommen der freiwilligen Gemeindespende neben der Kirchensteuer entwickelt. Auch die Stiftung „ernten und säen“ konnte eine Verdoppelung ihres Stiftungsvermögens verzeichnen. Das Kirchensteueraufkommen des laufenden Jahres bewege sich jedoch weiterhin abwärts. Derzeit ginge man von einem Rückgang von 6 Prozent aus. Die „unberechenbaren Züge der Politik“, vor allem in der Steuergesetzgebung, seien nach Pfarrer Johnsdorf, ein großer Unsicherheitsfaktor. Um zukünftig einen finanziellen Kollaps des Kirchenkreises zu vermeiden, empfahl er der Synode, weiterhin neue Einnahmequellen zu erschließen und alle Einsparmöglichkeiten zu nutzen. Denn im Jahr 2009 ging die Gemeindegliederzahl in allen Kirchengemeinden des Kirchenkreises im Vergleich zum Vorjahr zurück. Sie sank von 117.159 auf 115.465 Mitglieder.
Mit Blick auf die Synode der Westfälischen Landeskirche im
Herbst 2010 befassten sich die Synodalen mit zahlreichen kirchenrechtlichen
Beschlüsse zur Modernisierung der Kirchenordnung. So soll der Wiedereintritt von ehemaligen
Kirchenmitgliedern zukünftig noch unbürokratischer möglich sein.
Umwelt- und Kommunalpolitik
Mit Blick auf die Landessynode im kommenden Herbst befürworten die Syndodalen die Entwicklung von Umweltstandards in der Evangelischen Kirche von Westfalen, um die Instrumente zur Bewahrung der Schöpfung - die Projekte „Der Grüne Hahn“ und „Zukunft Einkaufen“ - zu stärken. Die Kreissynode fordert von der NRW-Landesregierung, ein wirksames Klimaschutzgesetz mit verbindlichen Maßnahmen und Zielen für dezentrale Energiespartechnologien und zum Ausbau erneuerbarer Energien statt neuer Kohlekraftwerke und einer Laufzeitverlängerung von AKWs.
Die Kreissynode schloss sich darüber hinaus dem Votum zur kritischen Finanzlage der Kommunen seitens der Konferenz der Ruhrsuperintendentinnen und –intendenten sowie der OBs der Ruhrgebietsstädte und im Bergischen Land an.
Text: hh; Bild: uk