Aufführung der Kinderoper Brundibár in der Aula des Marie-Curie-Gymnasiums
RECKLINGHAUSEN – Der städtische Kinder- und Jugendchor der Musikschule präsentierte – trotz Grippewelle und damit verbunden erheblicher Ausfälle - am Samstagnachmittag vor der offiziellen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit in der Aula des Marie-Curie-Gymnasiums die berühmte Kinderoper Brundibár, eine Koproduktion des tschechoslowakischen Komponisten Hans Krása und des Librettisten Adolf Hoffmeister aus dem Jahre 1938.
Die beiden schrieben die Kinderoper für einen Wettbewerb im Auftrag des Schulministeriums. Wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs kam es zur Uraufführung aber erst drei Jahre später, im jüdischen Waisenhaus in Prag. Krása wurde als Sohn einer jüdischen Mutter im August 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort wurde Brundibár über 55 Mal aufgeführt. Krása wurde zwei Jahre später nach Auschwitz verbracht und in der Gaskammer ermordet.
Den Kindern, die an der Oper mitwirkten, und ihren Zuschauern bot sich damit die Möglichkeit, dem furchtbaren Leben als Häftlinge wenigstens einen kleinen Moment in der Phantasie zu entfliehen und trotz der Aussichtslosigkeit etwas Lebensmut und -freude im Miteinander zu schöpfen.
Die Brundibár-Geschichte ist in der Tiefe wohl auch eine Geschichte der Befreiung von Hitler und den Nationalsozialisten: Die zwei armen Geschwister Pepíček und Aninka wollen ihrer kranken Mutter helfen, die zu ihrer Genesung Milch braucht. Sie beschließen, auf dem Marktplatz zu singen und dafür Geld zu sammeln. Der Leierkastenmann Brundibár aber vertreibt die beiden. Erst mit der Hilfe von einigen Tieren und den Kindern aus der Nachbarschaft glückt die gemeinsame Vertreibung des Drehorgelmannes – ein Appell an den Zusammenhalt und die Freundschaft im Kampf ums Überleben.
Fast alle Ausführenden der Oper wurden in Vernichtungslager deportiert und ermordet. Eine der wenigen, die überlebten, war die gebürtige Wienerin Greta Klingsberg, die damals die weibliche Hauptrolle der Aninka im Lager in Theresienstadt spielte. Aus gesundheitlichen Gründen war es der inzwischen 88jährigen leider nicht möglich, aus Israel nach Recklinghausen zum Gespräch anzureisen. Als Ersatz dafür las Michael van Ahlen vor der Aufführung einige Erinnerungen von Klingsberg vor, die diese aufgeschrieben hat.
Unter die Haut dürfte diese Vorstellung all jenen gegangen sein, deren Familiengeschichte mit der Shoa direkt verbunden ist, die selbst schon einmal persönlich ein Konzentrationslager besucht oder durch Filme wie „Der Junge im gestreiften Pyjama“ oder „Das Leben ist schön“ einen Eindruck vom Überlebenskampf von Kindern in Konzentrationslagern gewonnen haben. GH