Dem Wandel gestaltend begegnen
Was sich langfristig abzeichnet, nämlich eine negative Bevölkerungs- und die Kirchensteuerentwicklung, soll Kirchenkreise zukünftig nicht in die Handlungsunfähigkeit treiben. Daher sprachen sich mehr als zwei Drittel der Synodalen auf der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen am 6. Juni 2009 für eine Vereinigung mit dem Nachbarkirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten aus. Dieser Vorschlag wurde nun von einer Steuerungsgruppe aus beiden Kirchenkreise vorgelegt.
Im Jahr 2024 werden beide Kirchenkreise zusammen über ein Kirchensteueraufkommen verfügen, mit dem gegenwärtig der Evangelische Kirchenkreis Recklinghausen allein auskommt. „Was ist notwendig für einen lebensfähigen Kirchenkreis, welche gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen sollen gewährleistet werden?“, fragte Superintendent Peter Burkowski die Synodalen bei seiner Einbringung. Dazu habe man in der ausformulierten Konzeption des Kirchenkreises bereits Leitlinien und Orientierungsmarken gesetzt.
Beide Kirchenkreise haben auf den Rückgang der finanzielen Möglichkeiten in den letzten Jahren mit verstärkter Zusammenarbeit reagiert. Kooperiert wird auf der Verwaltungsebene und im Bereich der Dienste, wie bspw. der Kindergärten und der Mediothek. Zusätzliche Synergieeffekte seien durch eine Fusion sowohl in den funktionalen Diensten und der Besetzung von Pfarrstellen als auch im Bereich der Leitung zu erwarten. So käme man zukünftig mit einer gemeinsamen Superintendentur aus und könne bei knapperen Finanzmitteln den Mitarbeitern allein aufgrund der zukünftigen Größe mehr Möglichkeiten anbieten und damit Beschäftigung sichern.
Schon vor 100 Jahren bestand nur ein evangelischer Kirchenkreis in der Region. Nach großen Bevölkerungszuwächsen in den Nachkriegsjahren formierten sich beide Kirchenkreise im Jahr 1961 jeweils eigenständig.
Die Vereinigung der Kirchenkreise Gladbeck-Bottrop-Dorsten und des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen, so das Votum der Synodalen, soll möglichst bis 2012 vollzogen sein. In drei Wochen beschließt die Kreissynode in Gladbeck-Bottrop-Dorsten ebenfalls zu dieser Frage.
Finanzen
Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Pfarrer Günter Johnsdorf, erwartet insbesondere durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in den kommenden Jahren einen deutlichen Rückgang der Kirchensteuern.
In den ersten vier Monaten des Jahres 2009 ging das Aufkommen an Kirchensteuern insgesamt nur um 2,3 Prozent zurück. Jedoch im Bereich der Kircheneinkommenssteuer zeigt sich der krisenbedingte Einbruch bereits mit über 10 Prozent. "Wir sollten uns so aufstellen, dass wir uns nicht von schlechten Nachrichten überraschen lassen", empfahl er den Synodalen. Demgegenüber seien durch die Einführung des freiwilligen Kirchgelds, der sog. "Gemeindespende", positive Entwicklungen zu verzeichnen. Auch das Stiftungsvermögen der Gemeinschaftsstiftung ‚ernten und säen‘ sei deutlich gestiegen. Im Hinblick auf die Debatte um die Vereinigung der beiden Kirchenkreise machte Pfarrer Johnsdorf deutlich: "Die sinkende Gemeindegliederzahl und die der weitere Rückgang bei den Kirchensteuern sind wesentliche Ausgangspunkte für die Fusionsüberlegungen."
Bericht des Superintendenten
Superintendent Peter Burkowski erinnerte in seinem Bericht an die Theologischen Erklärung von Barmen, deren 75-jähriges Jubiläum man derzeit feiere. Von dieser Erklärung ginge ein befreiender Anspruch nicht nur gegenüber dem totalitären Staat der Naziära aus. Die Erklärung riefe die Christen auch gegenwärtig zur Klarheit im Bekenntnis und Freiheit zum Handeln auf. So seien Christen gerufen, sich für eine „Wirtschaft im Dienst des Lebens“ einzusetzen. Denn: "Die Not armer Familien wird größer und sichtbarer. Gewinnsteigerungen und hohe Renditen dürfen nicht die einzigen Kriterien einer Ökonomie sein, die von Menschen für Menschen gemacht wird." Die Informationsbroschüre "Damit der Faden nicht reißt", die gemeinsam vom Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen und vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis herausgegeben wird, zeige zu dieser Fragestellung Hintergrundinformationen und konkrete Hilfeangebote.
Ebenso trage man Verantwortung für die Schöpfung und die Klimagerechtigkeit im Rahmen ökumenischer Partnerschaften durch das Projekt „Energiebrücken“ mit dem Partnerkirchenkreis in Tansania, der gegenwärtig mit einer Delegation in Recklinghausen zu Besuch ist. Lokal und überregional habe man mit den Projekten „Grüner Hahn“ und "Zukunft einkaufen" einen Beitrag zur ökologischen Umorientierung eingebracht.
"Für die Zukunft wünschen wir uns, dass wir aktiv in die Zukunft hinein gestalten können, anstatt oft nur reagieren zu können", formulierte Superintendent Burkowski abschließend seine Hoffnung.
Text: hh, Bild: uk