Ein brennendes Herz für Gott
Die Mitglieder der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen tagten auf ihrer Sommersynode in den Recklinghäuser Werkstätten.
In seinem Grußwort machte der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albert Henz deutlich, dass sich die Landeskirche bezüglich der Vereinigung ein anderes Ergebnis gewünscht hätte. Aber Vereinigung brauche Zeit und bedarf eines längeren Beratungsprozesses. Neben einem unterschiedlichen Verständnis von den Aufgaben eines Kirchenkreises sei die Nacharbeit vor allen Dingen an den finanziellen Fragen vonnöten. Henz wünschte beiden Kirchenkreisen Mut in den Beratungen für die weiteren Prozesse und viel Vertrauen auf den Heiligen Geist. Henz ist seit einem Jahr der zuständige theologische Ortsdezernent für die Kirchenkreise Recklinghausen und Gladbeck-Bottrop-Dorsten.
1. Bericht des Superintendenten
„Gottes Geist bringt in Bewegung und verändert Leben“, begann Peter Burkowski seinem 15. Superintendentenbericht. Der Auftrag der Kirche sei klar: Es ist die gute und befreiende Botschaft Gottes, die den Menschen hilft, „dankbar zu leben und getröstet zu sterben“. Es liege in der Verantwortung der Kirche, dass die Botschaft des Glaubens glaubwürdig und in einer entsprechenden Form geschehe, die nach Möglichkeit „alles Volk“ äußerlich erreicht. „Wir fragen, wie wir als Evangelische Kirche erkennbar und klar sind und bleiben.“ Dies geschehe im Hören auf Gottes Wort und in der Frage nach seinem Willen für unser Leben.
Christinnen und Christen tragen Verantwortung in dieser Welt. „Wir sehen in unseren Gemeinden und in der diakonischen Arbeit, wie sehr die Kennzeichen der Armut immer stärker sichtbar werden“, machte der Superintendent auf die aktuellen Missstände aufmerksam. „In einem reichen Land wie Deutschland gäbe es zu viele Menschen, die von Armut betroffen sind. Besonders skandalös sei die zunehmende Kinderarmut.“ Jede Taufe eines Kindes frage auch nach der Verantwortung der Gemeinde. „Deshalb werden wir uns mit Kinderarmut nicht abfinden“, so Burkowski.
Durch den schrecklichen Tsunami und den daraus entstandenen atomaren Unfall in Fukushima hat sich die Energiediskussion in Deutschland verändert. „Atomenergie ist keine Energie der Zukunft“, stellte der Superintendent klar, da eine absolute Sicherheit nicht möglich sei. Deswegen setzt sich die Evangelische Kirche konsequent für Klimagerechtigkeit ein. Menschen müssen wieder ein Maß finden und die Grenzen des Wachstums und der Machbarkeit erkennen. „Es geht um ein anderes Leben, um eine umweltgemäße und menschengemäße Energiepolitik.“
Um die durch die Konzeption des Kirchenkreises genannten inhaltlichen Aufgaben auf Dauer sicher stellen zu können, sieht Superintendent Burkowski für die Zukunft die Notwendigkeit von Kooperationen. Deswegen werde es Gespräche über weitere Kooperationen mit dem Nachbar-Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten geben. Die Entwicklung in den Kirchengemeinden ist geprägt von Strukturmaßnahmen, der Aufgabe von Gebäuden, dem Rückbau von Personal.
2. Finanzen
„Die Kirchensteuereinnahmen 2010 waren geprägt vom starken konjunkturellen Aufschwung in Deuschland“, erläuterte Pfarrer Günter Johnsdorf als Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses in seinem Finanzbericht. Sie seien zwar niedriger als im Vorjahr, aber lägen über der Haushaltsplanung für 2010. Daraus resultierte eine Mehreinnahme für den Kirchenkreis, die durch weitere Einsparungen bei der Pfarrbesoldung noch verstärkt worden ist. Über die Verwendung wird auf der Herbstsynode im November entschieden.
Fundraising habe sich als zusätzliche Einnahmequelle in den Kirchengemeinden bewährt, so der Finanzausschussvorsitzende. Die Einnahmen aus der Gemeindespende konnten im Jahr 2010 weiter gesteigert werden. Inzwischen beteiligen sich elf von zwölf Kirchengemeinden des Kirchenkreises an den Kirchgeldaktionen. Auch bei der kirchlichen Gemeinschaftsstiftung „ernten und säen“ verläuft die Entwicklung erfreulich. Weitere Zuflüsse sind zu verzeichnen.
Für die Zukunft geht Pfarrer Johnsdorf von einem weiteren Rückgang der Kirchensteuereinnahmen aus. Dies sei zum einen der Konjunktur, der Steuergesetzgebung und der demografischen Entwicklung geschuldet. Die mittlere und langfristige Perspektive bleibe negativ und mache weitere Anpassungen notwendig.
Die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchenkreis ist weiterhin rückläufig. Die Zahl der Eintritte blieb stabil, die Zahl der Austritte sank. „Aber die ausschlaggebenden Zahlen sind die Verluste durch den Sterbeüberschuss gegenüber den Geburten und den Abwanderungsüberschuss gegenüber den Zuzügen“, wies Johnsdorf auf die Problematik hin.
3. Vereinigung der Kirchenkreise Recklinghausen und Gladbeck-Bottrop-Dorsten
Zur Frage der Vereinigung der Kirchenkreise Recklinghausen und Gladbeck-Bottrop-Dorsten sind die Kirchengemeinden beider Kirchenkreise um Stellungnahme gebeten worden. In den Rückmeldungen aus dem Kirchenkreis Recklinghausen überwiegt grundsätzliche Zustimmung und die Diskussion über Gestaltungsmöglichkeiten. In den Voten aus Gladbeck-Bottrop-Dorsten kommen grundsätzliche Anfragen mit einem anderen Kirchen- und Gemeindeverständnis stärker zum Ausdruck.
Aus diesem Grunde ist eine Vereinigung der beiden Kirchenkreise zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Beide Kreissynoden haben sich darauf verständigt, den Prozess der Vereinigung der Kirchenkreise bis zum Herbst 2012 ruhen zu lassen. Nach der Neubildung der Kreissynoden, der Wahlen zu den Kreissynodalvorständen und den anderen kirchlichen Gremien soll an dem Thema weiter gearbeitet werden. Die Kreissynoden sprachen sich für eine weitere Gestaltung der Zusammenarbeit sowie die Überprüfung weiterer Kooperationen aus.
Burkowski dankte für die Mitarbeit und Begleitung. „Wir haben viel gelernt auf dem Weg“, sagte der Recklinghäuser Superintendent. Die erarbeiteten Ergebnisse sollen festgehalten werden und als Grundlage für die Weiterarbeit dienen.
4. Ökostrom und Umweltsonntag
Einstimmig hat die Kreissynode den Umstieg auf Ökostrom für die Gebäude des Kirchenkreises beschlossen und den Kirchengemeinden empfohlen, ebenso zu verfahren. Auch im privaten Bereich wäre ein Wechsel zu prüfen, riet Umweltreferent Hans-Jürgen Hörner. Ein Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter sollte aber immer mit dem Ausbau erneuerbarer Energien zusammen hängen. Auch im regionalen Bereich sollte geprüft werden, in wieweit Stadtwerke erneuerbare Energien anbieten. „Mit dem Umstieg auf Ökostrom leisten wir einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und fördern den Ausbau erneuerbarer Energien“, so Hörner.
Um den Umweltgedanken inhaltlich zu vertiefen, beschloss die Kreissynode mehrheitlich die Einführung eines Umweltsonntags am 4. Sonntag in der Passionszeit für die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Recklinghausen ab dem Jahr 2012. Der Umweltsonntag wird gemeinsam mit den Kirchengemeinden des Nachbar-Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten begangen.
5. „Niemanden preis geben“ – Änderungen zu SGB II und III
Einstimmig sprach sich die Kreissynode des Kirchenkreises gegen das geplante „Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“ aus und forderte die Regierung auf, den Gesetzentwurf dem Bundesrat vorzulegen. Die Kreissynode bittet alle politischen Kräfte, diesem Gesetz nicht zuzustimmen. Gleichzeitig wird die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen gebeten, sich für die Ablehnung des Gesetzes einzusetzen. [siehe Ergänzungen hier unten]
6. „Jahr der Taufe“
In der Evangelischen Kirche von Westfalen steht das Jahr 2011 ganz im Zeichen des „Jahres der Taufe“. Zu diesem Thema waren Superintendent Bernd Becker und Pfarrerin Stefanie Elkmann aus dem Kirchenkreis Hagen zur Kreissynode nach Recklinghausen gekommen, um über ihre Erfahrungen mit dem „Jahr der Taufe“ und einem damit verbundenen durchgeführten Tauffest zu berichten. Ende April waren im Freilichtmuseum Hagen 120 Menschen in einem Open-Air-Gottesdienst getauft worden. Achtzehn Pfarrerinnen und Pfarrer haben in Taufgruppen an verschiedenen Orten im Freilichtmuseum mitgewirkt.
Becker, auch Mitglied der landeskirchlichen Vorbereitungsgruppe zum „Jahr der Taufe“, erläuterte, dass man logistisch an Grenzen stieß und diese Größenordnung so nicht geplant war. „Wir hatten rund 200 Anmeldungen und haben dann eine Grenze gezogen.“ Die ganze Aktion hatte gut drei Monate Vorlaufzeit und erforderte einen großen Einsatz seitens des Kirchenkreises. „Es war ein entspanntes, fröhliches Fest“, berichtete Stefanie Elkmann, Öffentlichkeitsreferentin im Kirchenkreis Hagen. Dabei fühlten sich insbesondere sogenannte Patchwork-Familien und Alleinerziehende angesprochen. In einem Seminar wurden alle auf die Taufe vorbereitet.
Für die Zukunft müsse über neue Formen für Tauf-Gottesdienste nachgedacht werden. Dieses Thema wird auf einer der nächsten Kreissynoden weiter thematisiert werden.
Text/Fotos: uka
Ergänzungen zu 5. „Niemanden preis geben“ – Änderungen zu SGB II und III
EKvW: Stellungnahmen von Diakonie und Kirche
Aufruf "Arbeitsmarktpolitik für alle"