Entpflichtung: "Was du getan hast, bleibt auf Dauer"
Pfarrer Günter Johnsdorf (Mitte re.) neben Superintendentin Katrin Göckenjan, (r.) Dr. Ulrike Preuß, Pfarrerin i.R. Margarete Laarmann, Bürgermeister Christoph Tesche, (v.l.) Ulrike Heibutzki, Pfr. Karl Henschel
RECKLINGHAUSEN – Pfarrer Günter Johnsdorf war einer der ersten in der Westfälischen Landeskirche, der neben seiner Gemeindetätigkeit und als Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses von 2005 bis 2007 eine zweijährige Ausbildung zum Fundraiser bei Lothar Schulz absolvierte. Es war die Hochphase des Reformprozesses „Kirche mit Zukunft“, mit dem auch eine erhebliche Umstellung der kreiskirchlichen Finanzstruktur einherging.
Die Frage, was die Kirche aus dem Geld und mit ihm macht, das die Menschen ihr anvertrauen, und wie sie damit effektiv und nachhaltig investieren kann, war Johnsdorf aus biblisch-theologischer Sicht immer wichtig. Er beantwortete sie persönlich mit seiner freundlichen, zugewandten und vertrauensvollen Art, fachlich in Form seiner zuverlässigen und besonnenen Haushalterschaft und theologisch mit dem biblischen Motto auf seiner Einladungskarte: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon“ (Lukas 16,9).
„Theologischer Ausgangspunkt ist ein biblischer Gedanke: Gott hat die Schöpfung und Geschöpfe reich ausgestattet mit Güte und Gütern. Wir haben Taler und Talente bekommen. Mit ihnen sollen wir wuchern, damit Gottes Reich mitten in dieser Welt weiter wachsen kann“, skizzierte Superintendentin Katrin Göckenjan die Denkfigur, die Johnsdorf in seiner Ansprache mit der biblischen Vision vom „Haus der lebendigen Steine“ unterlegte und damit die Wichtigkeit des vertrauensvollen Umgangs miteinander und des Aufbaus guter menschlicher Beziehungen unterstrich.
Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen im Finanzwesen und mit Hilfe seiner Fundraising-Ausbildung als Strategie der Mittelbeschaffung und des Beziehungsaufbaus gelang es Johnsdorf im Zusammenspiel mit den Beteiligten auf allen Ebenen, die Kirchengemeinden und kreiskirchlichen Dienste professionell und strategisch in den Veränderungsprozessen gut zu beraten und zu begleiten.
Segensreich beispielsweise war die Einrichtung eines kreiskirchlichen Baufonds und der Aufbau der kirchlichen Stiftung „ernten und säen“ zusammen mit dem Stiftungsrat unter Vorsitz von Dr. Ulrike Preuß und dem zweiten Vorsitzenden Bürgermeister Christoph Tesche, der es sich nicht hatte nehmen lassen, bei der Verabschiedung dabei zu sein.
Mit dem Aufbau der „Arbeitsstelle Fundraising“ als Servicestelle gewann Johnsdorf mehr Handlungsfreiheit, um die vielen Veränderungswünsche aktiv mitgestalten zu können und das Fundraising als Strategie der Mittelbeschaffung und des Beziehungsaufbaus in der Region zu etablieren. Seinen Arbeitsalltag beschrieb Johnsdorf auf seine ruhige Art so: „Menschen gewinnen. Beziehungen pflegen. Spenden einwerben.“
„Ich betrachte es als Frucht Deiner Arbeit, dass die Synode einstimmig entschieden hat, diese Arbeit fortzusetzen und weiterzuentwickeln“, würdigte die Superintendentin das Engagement des Theologen - und mit ihr viele andere Weggenossen. Wie etwa Pfarrer Hans-Jörg Federmann, Wegbegleiter und Fundraising-Beauftragter der Landeskirche, der in seinem Grußwort die „Pionierarbeit“ Johnsdorfs in der Region bis in die Landeskirche hervorhob und theologisch unterfütterte: „Was du getan hast, bleibt auf Dauer … Auch ein Zahlschein kann ein Weg der Gerechtigkeit Gottes sein.“
Mit einigen persönlichen Bemerkungen beschloss Johnsdorf die Grußworte. „Woran merkt man, dass es Zeit wird, aufzuhören?“, fragte er. Die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen, sei einfach nicht mehr so ausgeprägt: „Ich habe keine Lust mehr auf die nächste neue Software und ich bin froh, nicht mehr in die Tiefe der Neuen Kaufmännischen Buchhaltung (NKF) einsteigen zu müssen“, bekannte er. Er werde sich nun, so Johnsdorf mit Blick auf seine Frau und seine drei erwachsenen Kinder, für die er als junger Pfarrer seine Arbeit reduziert hatte, „bewusster mit dem Älterwerden auseinandersetzen“. Aus dem Buch „Das Beste kommt noch“ sei ihm die Erkenntnis wichtig, dass er nun bei der großen Gruppe der „jungen, noch aktiven Alten“ angekommen sei. Wer sich davon persönlich überzeugen möchte, sollte ab sofort nach einem roten VW-Cabrio Ausschau halten. GH