Frieden macht Schule
KIRCHENKREIS Am 1. September 1939 überfielen deutsche Wehrmachtstruppen in kriegerischer Absicht Polen. An dieses Geschehen erinnert jährlich der sog. Antikriegstag. In diesem Jahr werden auf dem Altstadtmarkt in Recklinghausen Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern und Lehrerinnen ihre laufenden Friedensaktivitäten vorstellen, um ihrer Sehnsucht nach Frieden Ausdruck zu verleihen, nämlich am Dienstag, 1. September, von 12 bis 14 Uhr.
Gerda Koch, Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Kreis Recklinghausen e.V., überzeugte die Idee zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren, "einfach darzustellen, was an Friedensaktivitäten an den Schulen passiert". Auf dem Marktplatz sollen Friedenskarten gestaltet und ausgestellt werden, die danach an Schulen in den Partnerstädten der beteiligten Städte und an Botschaften in fernen Ländern geschickt werden.
An der Aktion werden sich alle Schulformen beteiligen: das Spektrum reicht von Förderschulen über Grundschulen bis zu Gymnasien und Berufskollegs. Neben der Kartenaktion sind ein Bühnenprogramm mit einer Tanzgruppe, Interviews, musikalische Beiträge durch einen Chor, selbstgestaltete Textvorträge und szenische Darstellungen geplant. Ausserdem erwarten die Besucher Infostände auf einem "Markt der Möglichkeiten". Die Friedenskarten werden auf dem Marktplatz an Bauzäune geheftet. Neben den Schulen wird die jüdische Kultusgemeinde mit zwei Gruppen vertreten sein. Das übergreifende Motto der Aktionen lautet "Frieden macht Schule". Als Schirmherren werden Landrat Cay Süberkrüb und Bürgermeister Christoph Tesche fungieren.
"Wichtig ist, dass die Schüler Unterstützung erfahren bei ihrer Friedens- und Menschenrechtsarbeit. Wir setzen mit unserer Aktion ein wichtiges Zeichen, um miteinander ins Gespräch zu kommen", erläutert Lehrer Jörg Schürmann seine Erwartungen. Holm Schüler, vom Schulreferat im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen, geht davon aus, dass "die Flüchtlingsfrage mehr und mehr in die Schulen vordringen wird, wenn Turnhallen zur Verfügung gestellt werden. Daher müssen wir die Chance nutzen, um gegen Stammtischparolen vorzugehen."
Mit ihrer Friedensaktion wollen die Beteiligten aktuelle und historische Fragen verbinden. Der Schülersprecher vom Städtischen Gymnasium Herten, Benjamin Ziegs, macht auf das Verhältnis der Schülerinnen und Schüler zur jüngsten eigenen Geschichte in Deutschland aufmerksam, nämlich dass "die Wenigsten den Fall des eisernen Vorhangs miterlebt haben." Aus der Sicht von Gerda Koch verändert sich durch aktuelle Krisen nicht nur die Zusammensetzung der Schüler und Schülerinnen, sondern auch deren Erfahrungshorizont: "Mehr und mehr Kinder sind als Flüchtlingskinder zu uns gekommen. Kinder mit Migrationshintergrund haben Erfahrungen mit Krieg und Flucht gemacht".
Zum Abschluss des Tages wird am 1. September 2015 um 20 Uhr der Film "Die Mörder sind unter uns" aus dem Jahr 1946 im Kino Cineworld in Recklinghausen gezeigt. Hildegard Knef spielt darin die Hauptrolle. Michael Kleinschmidt vom Institut für Kino und Filmkultur wird in den Film einführen und die anschliessende Diskussion moderieren.
Bild/Text: hh