Gedenkfeier für die Opfer des Bergwerksunglücks in Soma
„Fast sind sie schon vergessen“, so begann Pfarrer Bernhard Stahl seine Ansprache. Um sofort zu verdeutlichen, dass davon bei den Besuchern der Gedenkfeier für die in Soma am 14. Mai verunglückten Bergleute keine Rede sein konnte. Nicht vergessen in einer Stadt, die einmal Europas größte Bergbaustadt war. In der immer noch viele Bergleute und frühere Bergleute leben. Nicht in Herten, wo viele Türken und Deutsche seit Jahrzehnten zusammen wohnen und sich näher gekommen sind.
Der Anstoß für die Gedenkfeier war von Andreas Dickel und der Initiative „Süd(er)erleben“ gekommen. Der christlich-islamische Arbeitskreis organisierte binnen kurzer Zeit die Gedenkfeier in der Rotunde des Glashauses.
Die Teilnehmer boten regelrecht einen Querschnitt durch Hertens Bevölkerung. Alle christlichen und muslimischen Gemeinden waren vertreten, Jugendliche, Kinder, Senioren, Geschäftsleute, Politiker und Passanten mit Einkaufstüten.
Jedes der 301 Opfer wurde namentlich genannt: Man las ihre Namen an den Stellwänden, sie wurden – jeder einzelne – auf einem Bildschirm gezeigt. „Dies soll kein Abend der Schuldzuweisung werden, wir wollen nur der Opfer gedenken, unsere Gebete und Gedanken nach Soma richten, denn den Hinterbliebenen geht es schlecht“, hatte Pfarrer Stahl betont.
Im Wechsel mit Pfarrer Andreas Wilkens sprach Stahl die Fürbitten. Vom islamischen Kulturverein Ditib und der Moschee in Herten-Langenbochum wandten sich Hasan Yavas, Arat Niyazi und Kenan Aydin an die Besucher.
Mit leisen, modernen Balladen begleiteten Bernhard Terschluse (Kantor von St. Antonius) am Klavier und Gregor Lankeit (Saxophon) die Gedenkfeier musikalisch und wirken wie die melancholischen Klänge, die Coskun Cokan seiner Neyflöte entlockte, wie Balsam für wunde Seelen.
Coskun Cocan: „Ich lebe in Bottrop, stamme aber aus Herten. Wenn ich, wie jetzt, gerufen werde, komme ich gerne.“ Herzenssache, Ehrensache.
Eindrucksvoll nach den Fürbitten und der Musik war zum Schluss das Defilee der Besucher, die ein Teelicht entzündeten, damit an den Namenslisten vorbeizogen und den Spendenkarton mit Geldscheinen für die Hinterbliebenen der bei dem Grubenunglück getöteten 301 Väter, Brüder und Söhne im türkischen Soma fütterten.
Bild/Text: Kerstin Halstenbach