"Junges Licht" wird mit Hauptpreis des Kirchlichen Filmfestivals ausgezeichnet
Nachdem kürzlich die Zeche Auguste Victoria in Marl ihren Betrieb eingestellt habe, hob Göckenjan die besondere Bedeutung der Preisvergabe hervor: Mit einem "untrüglichen Auge für Details und Stimmungen" sei es dem Regisseur Adolf Winkelmann gelungen, die Vergangenheit zu neuem Leben zu erwecken. "Junges Licht ist eine Hommage an das Ruhrgebiet und an den Beruf des Bergmanns. Er geht aber weit darüber hinaus. Er zeigt exemplarisch eine Landschaft, die von der Industrie geformt ist. Es ist, als ob der industrielle Körper einen Atem hat", sagte Göckenjan in ihrer Laudatio. Der einfühlsame, wunderbar gespielte Film rege an, sich zu fragen, was aus uns werde.
Adolf Winkelmann ist vielen Zuschauern nicht nur durch seinen Ruhrgebietsfilm "Jede Menge Kohle" (1981) oder "Die Abfahrer" (1978) bekannt. In der Romanvorlage, die 2004 erschien, erzählt der Autor Ralf Rothmann seine Kindheit in den 60ern in Oberhausen-Sterkrade. Eindrücklich geschildert wird der raue, oft gewalttätige Alltag und die "Maloche" in einer Bergarbeiterfamilie in ärmlichen Verhältnissen. Der sensible, schüchterne 12-jährige Sohn Julian nimmt Kontakt zur Welt der Erwachsenen auf, macht erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht. Der Zusammenhalt der Familie wird zerstört, als der Vater, den Charly Hübner darstellt, mit der Nachbarstochter anbändelt und die Mutter einen Nervenzusammenbruch erleidet. Julian, gespielt von dem 13-jährigen Oscar Brose aus Wetter an der Ruhr, zieht sich zurück in eine Fantasiewelt. Der Druck unter den Pubertierenden wird weiter gegeben, nach unten. Fein beobachtet der Junge seine Umwelt, ohne zu ahnen, dass eine Katastrophe heraufzieht ...
Die Besucherinnen und Besucher des Filmfests konnten mit dem Regisseur und der Produzentin Christiane Schäfer diskutieren, die den Festivalpreis in Höhe von 3000 Euro entgegennahmen. Für Winkelmann war es besonders reizvoll, die Melancholie und das Hineinwachsen in die Welt der Erwachsenen in einer Geschichte seiner Heimatregion zu verfilmen. Die Drehorte des Films lagen an Originalschauplätzen in Bochum, Bottrop, Dortmund und Marl sowie in den MMC Studios in Köln. Der Film wurde als Vorabpremiere gezeigt. Offizieller Kinostart ist der 12. Mai 2016.
Text: hh/Bild: odesign (Recklinghausen)