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Kirchenkreisgeschichtsforschung als Orientierung für die Gegenwart

Der Tag der Westfälischen Kirchengeschichte 2018 in Recklinghausen war ein voller Erfolg.
Kirchenkreisgeschichtsforschung als Orientierung für die Gegenwart

Prof. Dr. Christian Peters, Vorsitzender des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte (re.) eröffnete nach dem Vortrag von Prof. Dr. Albrecht Geck (am Pult) die Diskussionsrunde; links der Schaukasten mit der Mitgliederkartei der BK Recklinghausen-Süd

 

RECKLINGHAUSEN  – Etwa 50 Kirchen- und Regionalkirchenhistorikerinnen und –historiker trafen sich auf Einladung des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen (IKZG-RE) und des Ev. Kirchenkreises Recklinghausen am 21. und 22. September 2018 im Haus des Kirchenkreises, um Ergebnisse kirchenkreisgeschichtlicher Forschung auszutauschen.

 

Anlass der Einladung war das 200-jährige Jubiläum der Einrichtung von Kirchenkreisen durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1818. Die Erforschung der Geschichte von Kirchenkreisen ist ein ursprünglich vom IKZG-RE initiierter und mittlerweile überregional anerkannter und aufgegriffener Zweig kirchengeschichtlicher Arbeit.

 

Die Studientagung begann mit einem Empfang des Vorstands des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte durch Bürgermeisterin Marita Bergmaier und den 1. Beigeordneten Georg Möllers im Rathaus. Anschließend begrüßte Superintendentin Katrin Göckenjan die Tagungsteilnehmer im Haus des Evangelischen Kirchenkreises. Mit einer Führung über die Friedhöfe am Lohtor (katholisch) und an der Halterner Straße (evangelisch), die Jürgen Pohl, Leiter der Volkshochschule Recklinghausen und stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde e.V., vorbereitet hatte, endete das Treffen.

 

Auf besonderes Interesse stieß der Abendvortrag von Prof. Dr. Albrecht Geck, des Leiters des IKZG-RE, über die Geschichte des 1907 gegründeten Kirchenkreises Recklinghausen, die bislang noch nicht im Zusammenhang dargestellt worden war.

 

Geck gab zu Beginn einen Einblick in die Epochen evangelischer Kirchengeschichte im Vest Recklinghausen seit der Reformation. Einen besonderen Akzent legte er dann auf neue Quellenfunde aus den Nachlässen bekannter theologischer Persönlichkeiten.

 

Im Nachlass Karl Barths entdeckte er beispielsweise den Brief des Hilfspredigers Friedrich Strothmann (1906-1944), der im Jahr 1934 in der Gustav-Adolf-Kirche eine Predigt gehalten hatte mit dem Titel „Das Heil kommt von den Juden.“ Anschließend sei dieser von der Gestapo ermahnt und „einigen üblen Geschichten“ ausgesetzt gewesen, so Geck. Seinen ehemaligen Lehrer Karl Barth habe er in einem Brief gefragt: „Ist die Predigt in Ordnung oder muss ich mir Vorwürfe machen?“ Worauf dieser seinem ehemaligen Schüler den Rücken stärkte.

 

Aufschlussreich auch die Korrespondenz zwischen den hiesigen Bekenntnisgemeinden mit Karl Barth und mit Martin Niemöller, die Geck schlaglichtartig beleuchtete und dazu in einem Schaukasten die vollständige, 1700 „rote Karten“ umfassende Mitgliederkartei der Bekenntnisgemeinde Recklinghausen-Süd präsentierte.

 

Aus dem Nachlass des Theologen Rudolf Bultmann habe er Briefe von Arbeitern aus der Region gefunden, die sich bei Bultmann besorgt nach den Folgen des Entmythologisierungsprogramms erkundigten.„Für mich eine kleine Sensation“, sagte Geck, dass dieses relativ abstrakte Thema normale Bürger in der Nachkriegszeit so beschäftigt habe.

 

Aktuell arbeitet Geck an der Geschichte des Kirchenkreises Recklinghausen, die im Jahre 2021 als Band 10 der institutseigenen „Grünen Reihe“ erscheinen soll. Wer von Quellen aus der Geschichte des Kirchenkreises weiß – seien es gedruckte Texte oder Briefe oder Fotographien -, der wende sich bitte an das IKZG-RE unter folgender Adresse: a.geck@t-online.de. Möglicherweise existieren da noch historische Schätze in den Nachlässen, die es zu heben lohnt – nicht nur für die Gegenwart, auch für die zukünftigen Generationen.

 

Zuletzt erschien in der „Grünen Reihe“ eine „Geschichte des Kirchenkreises Bochum (1818-1912)“ aus der Feder des Bochumer Sozialethikers und Kirchenhistorikers Günter Brakelmann. Alle Vorträge der jetzigen Studientagung werden in Band 115 des Jahrbuchs für Westfälische Kirchengeschichte, der Ende 2019 erscheint, abgedruckt werden. (AG / GH)