Leitung der Evangelischen Kirche von Westfalen besucht unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Einrichtung der Diakonie
KIRCHENKREIS In der Woche vom 6. – 11. März visitiert die Evangelische Kirche von Westfalen den Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen. Visitationen bieten die regelmäßige Möglichkeit, das Leben im Kirchenkreis durch Fachleute aus der Evangelischen Landeskirche ansehen zu lassen. Im Rahmen der Visitation im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen besuchte Präses Annette Kurschus eine Gruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen.
Superintendentin Katrin Göckenjan und Präses Annette Kurschus im Gespräch mit Morteza und Mohammad (v.l.)
Seit vielen Monaten gleichen sich die Bilder. Menschen auf der Flucht in kleinen Booten, Menschen in langer Schlange auf dem Weg zur nächsten Grenze, Menschen bei Kälte auf dem kahlen Boden vor einem Stacheldrahtzaun.
Unter den Flüchtlingen sind auch so genannte Unbegleitete Minderjährige, also junge Menschen, Kinder und Jugendliche, die sich alleine auf den Weg aus einer Heimat gemacht haben, die ihnen keine Zukunft mehr bietet. Teilweise tragen sie die Hoffnung ihrer ganzen Familie auf ein Leben in Frieden mit sich.
2015 waren es über 60.000, die in Deutschland angekommen sind. Sie alle stehen unter dem besonderen Schutz der Jugendhilfe.
Die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen hat sich schon sehr früh mit ihrer Jugendhilfe der Aufgabe der Unterbringung, Versorgung und Begleitung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen angenommen. Die seit vielen Jahren gut funktionierende Zusammenarbeit mit den Jugendämtern in den Städten des Kreises hat den schnellen Aufbau eines Hilfesystems unterstützt. Aktuell begleitet die Diakonie 48 junge Menschen in kleinen Wohngruppen und in der ambulanten Jugendhilfe. Sie kommen aus Afghanistan, Syrien, Pakistan, Iran. Die Arbeit erfolgt in den Städten Marl, Waltrop, Herten, Datteln und Recklinghausen.
Eine Wohngruppe ist im Evangelischen Kinderheim in Recklinghausen. Im Gebäude wurde viel umgebaut und so konnte die Wohngruppe „Camino“ für acht junge Menschen eingerichtet werden. Sie sind zwischen 14 und 16 Jahren alt. Mittlerweile ist der Schulbesuch gesichert und wird von den Jugendlichen mit großem Ernst wahrgenommen. Verbindungen zu Vereinen wurden aufgebaut. So sind erste Weichenstellungen für eine Integration erfolgreich gestellt. „Die Jugendlichen fühlen sich bei uns wohl“, sagt Heinrich Thesing, Leiter des Evangelischen Kinderheims. „Sie sind sehr umgänglich, höflich und bemüht, ihre neue Umgebung kennen- und verstehen zu lernen.“ Die Perspektive für die jungen Männer ist die Verselbständigung, die Hinführung zu längerfristigen Wohngruppen oder auch das Leben in einer Pflegefamilie.
Sehr interessiert hörte Präses Kurschus den Schilderungen der jungen Menschen zu. Sie berichteten kurz von den Umständen ihrer Flucht und den ersten Erfahrungen in Recklinghausen. „Ich bedanke mich herzlich für den großen Einsatz der Mitarbeitenden“, so Annette Kurschus in Richtung der Verantwortlichen im Evangelischen Kinderheim.
Text/Bild: mw