Seelsorge als Muttersprache der Kirche - Schwerpunktthema auf der Kreissynode in Recklinghausen
Mit der Zukunft der Seelsorge beschäftigten sich die Mitglieder der Kreissynode schwerpunktmäßig im Haus des Kirchenkreises.
Theologischer Vizepräsident Albert Henz
In seinem Grußwort an die Synode ging der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albert Henz, auf die im März 2016 anstehende Visitation der Landeskirche im Kirchenkreis Recklinghausen ein. Das sei zwar mit viel Papier und viel Arbeit verbunden. Eine Visitation beinhalte aber auch große Chancen. Auf beiden Seiten laufen die Vorbereitungen bereits an, Verantwortliche sind schon benannt. Die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen, Katrin Göckenjan, möchte die Visitation durch die Landeskirche unter den Arbeitstitel „Willkommen auf der Baustelle“ stellen, bei der unterschiedliche Zukunftsfragen der evangelischen Kirche in dieser Region in den Blick genommen werden sollen.
Bericht der Superintendentin
Superintendentin Katrin Göckenjan
In ihrem Bericht an die Mitglieder der Kreissynode hob Katrin Göckenjan zwei inhaltliche Schwerpunkte im Blick auf den Auftrag der evangelischen Kirche und seine Zielgruppen in der Region hervor: die Frage der religiösen Sozialisation und der religiösen Orientierung. Schon in der letzten Mitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland spielte u.a. die Zielgruppe der Familien mit ihrer zentralen Bedeutung für die religiöse Sozialisation, die Feier des Gottesdienstes und die Konzentration auf zentrale Themen der Kirche eine besondere Rolle. Auch der „Tag der Presbyterinnen und Presbyter“ im Gestaltungsraum zu Beginn des Jahres beschäftigte sich mit diesem Thema. Im Kirchenkreis ist Pfarrer Dr. Hans Hubbertz dabei, Zahlen und Entwicklungen aufzubereiten, aus denen Schwerpunkte gesetzt und Profile ausgebildet werden können.
Göckenjan ging auch auf die Arbeit mit Flüchtlingen in den Städten und Gemeinden ein. Seitens der Evangelischen Kirche seien klare Forderungen an die Politik formuliert: „Anstelle einer „Politik der unterlassenen Hilfeleistungen“ müssen die Fluchtursachen Hunger und kriegerische Gewalt in den Herkunftsländern beseitigt werden.“ Sichere Fluchtwege für Kriegsflüchtlinge und eine Verteilung in der EU, in denen die Bedürfnisse der Menschen und den Möglichkeiten der einzelnen Staaten Rechnung getragen wird, werden befürwortet. „Flüchtlinge brauchen schnell würdigen Wohnraum, Zugang zu Sprachkursen, zu Beratung und Therapie. Ihre Anträge müssen sorgfältig und zügig bearbeitet werden“, so die Superintendentin. Sie dankte den vielen engagierten Menschen in den Gemeinden des Kirchenkreises in der Arbeit mit Flüchtlingen und hob dabei die ökumenische Zusammenarbeit und die Abstimmung mit anderen Akteuren hervor.
In diesem Arbeitsbereich stehen im Kirchenkreis Veränderungen an. Die bisherige Synodalbeauftragte für diese Arbeit, Pfarrerin Silke Niemeyer wechselt im September von der Altstadtgemeinde Recklinghausen nach Lüdinghausen. Göckenjan dankte ihr für ihr Engagement, sich für das Anliegen der Flüchtlinge stark zu machen. „Die Synode braucht eine neue Person für diese wichtige Aufgabe.“ Jens Flachmeier, beim synodalen Diakonischen Werk in der Stadtteil- und Integrationsarbeit in Marl beschäftigt, wird zukünftig mit einer halben Stelle für vier Jahre in der Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis tätig sein. Der bisherige „Initiativkreis Asyl“ heißt künftig „Koordinationsrat Flüchtlingsarbeit“ und soll gemeinsam mit dem Flüchtlingsreferenten und der oder dem Beauftragten wichtige Aufgaben und Anliegen nach innen und außen verknüpfen.
Auf der Ebene der Dienste und Referate im Kirchenkreis stehen durch bevorstehende Ruhestände große Veränderungen an. Zudem werden durch die Änderung im landeskirchlichen Finanzausgleich manche Arbeitsbereiche, die bisher von der Landeskirche finanziert worden sind, zu Lasten des Kirchenkreises gehen.
Für das seit 2011 bestehende gemeinsame Kreiskirchenamt mit seinen Standorten in Recklinghausen und Gladbeck ist eine zeitnahe Zusammenlegung an den Standort Recklinghausen geplant. Dieses Vorhaben erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der kreiskirchlichen Diakonie und der Altstadtgemeinde.
Mit der Gründung des Diakonischen Werkes Emscher-Lippe e.V. Ende April diesen Jahres hat die strategische Partnerschaft mit dem Nachbarwerk im Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten eine feste Gestalt bekommen. Göckenjan wies auch auf den Wechsel im Vorstand der kreiskirchlichen Diakonie mit dem Eintritt in den Ruhestand von Pfarrer Horst Bögeholz zu Dr. Dietmar Kehlbreier hin, der ab Juli gemeinsam mit Christa Stüve als Diakoniepfarrer und Vorstand die Geschicke des Werkes zukünftig leiten wird.
Großen Zuspruch der Synode erfuhr die Superintendentin für ihr starkes Werben für eine intensive Nachwuchsförderung im Pfarrberuf. Dies sei gerade bei der kleinen Zahl der Studierenden von großer Bedeutung.
Göckenjan dankte auch den vielen haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Notfallseelsorge, der Kirchengemeinde Haltern und den anderen Institutionen für ihren Dienst bei dem schrecklichen Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen.
Zum Abschluss ermutigte sie die Synodalen, jeden Tag des Lebens als Gottesgeschenk neu und bewusst zu erleben und das zu tun, „was in unserer Verantwortung liegt“.
Zukunft der Seelsorge
In ihrer Einbringung zur Zukunft der Seelsorge hob Superintendentin Katrin Göckenjan Seelsorge als „Muttersprache der Kirche“ hervor. In den Gemeinden und auf Ebene des Kirchenkreises gäbe es z.Z. ein breit gefächertes seelsorgliches Angebot. Durch einschneidende Veränderungen durch die Landeskirche im Rahmen der Personalentwicklung wird die sich daraus ergebende Reduzierung große Auswirkungen auf die seelsorglichen Dienste im Kirchenkreis, wie der Krankenhausseelsorge und der Altenheimseelsorge, haben. „Zukünftig wird nicht mehr in jeder Einrichtung eine Person mit hauptamtlichem Auftrag präsent sein können.“
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Kreissynodalvorstandes, der Pfarrerinnen und Pfarrer, der Ehrenamtlichen und der Fachkonferenz Seelsorge, hat über die Zukunft der Seelsorge beraten und verschiedene Vorschläge erarbeitet, die der Kreissynode zur Beschlussfassung vorgelegt wurden.
Die Kreissynode beschloss, Seelsorge im Grundsatz als eine gemeinsame Entwicklungs- und Gestaltungsaufgabe zu verstehen. Bei der Landessynode wird beantragt, die Aufgaben der Psychiatrieseelsorge und der Forensik als notwendige, hochspezialisierte und überregionale seelsorgliche Aufgaben in Abstimmung mit den Kirchenkreisen/Gestaltungsräumen auf landeskirchlicher Ebene wahrzunehmen. Einstimmig sprachen sich die Synodalen für die Errichtung einer Pfarrstelle im Bereich der Krankenhausseelsorge, sollte eine anteilige Finanzierung gewährleistet sein. Hier werden in Kürze Gespräche aufgenommen.
Finanzen
Pfarrer Burkhard Müller, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses
Pfarrer Burkhard Müller aus Herten-Disteln wies als neuer Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses auf die erfreuliche Finanzentwicklung im letzten Jahr hin. So konnten in 2014 die Haushalte der Kirchengemeinden und des Kirchenkreises ohne Rücklagenentnahmen zur Deckung gebracht und die Rücklagen entsprechend aufgestockt werden.
Müller hob auch das freiwillige Kirchgeld in Form der Gemeindespende und die Entwicklung der kirchlichen Gemeinschaftsstiftung „ernten und säen“ hervor. „Fundraising ist und wird eine zunehmend wichtigere Aufgabe.“ Diese wird im Kirchenkreis im Arbeitsbereich Fundraising durch Pfarrer Günter Johnsdorf wahrgenommen. Bei der Stiftung „ernten und säen“ ist das Stiftungsvermögen um 10% auf 1,245 Mio. Euro gewachsen.
Im Umgang mit den kirchlichen Geldern begrüßte der Finanzausschussvorsitzende die Anlagepolitik der Bank für Kirche und Diakonie in Dortmund. Bei der KD-Bank werden die Gelder unter Aspekten von Nachhaltigkeit und ethischen Kriterien angelegt.
Themen
Kirchenwahl 2016
Ulrich Kamien aus der Verwaltung des gemeinsamen Kreiskirchenamtes erläuterte den Synodalen die geplante Änderung des Presbyterwahlgesetzes. Die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen wird bei ihrer Tagung im November 2015 über eine Herabsenkung des aktiven Wahlalters bei der Wahl der Presbyterinnen und Presbyter entscheiden. Die Presbyterien und Kreissynoden waren im Vorfeld um Stellungnahme gebeten worden. Die Kreissynode sprach sich mehrheitlich für eine Reduzierung des aktiven Wahlalters von 16 auf 14 Jahre bei der Wahl der Presbyterinnen und Presbyter aus, die im Februar 2016 wieder ansteht.
KiWi (Kirche in Westfalen intern)
Pfarrer Bernd Tiggemann, Arbeitsbereich Kommunikation der EKvW
Pfarrer Bernd Tiggemann vom Arbeitsbereich Kommunikation der Landeskirche stellte den Synodalen das neue landeskirchliche Intranet-Portal „KiWi“ vor. Dieses interessante Projekt soll die Zusammenarbeit zwischen haupt- und Ehrenamtlichen vereinfachen. Es ist sicher durch eine verschlüsselte Datenübertragung. „Ich kann in Gruppen kommunizieren, Dokumente einstellen, Termine verwalten und ein Wiki anlegen“, erläuterte Tiggemann. Es ist nutzbar im Bereich der Gremienarbeit, der Kirchenmusik, der Jugendarbeit, um nur einige zu nennen.“
Text und Fotos: uka