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Seelsorgliche Kirche - eine Veranstaltung der Pastoralkonferenz und der Fachkonferenz für Seelsorge in der Gustav-Adolf-Kirche

RECKLINGHAUSEN Hauptamtliche SeelsorgerInnen und Ehrenamtliche aus Gemeindegremien, Besuchs- und Seelsorgediensten hatten kürzlich im Rahmen eines ökumenischen Gesprächsabends in der Gustav-Adolf-Kirche in Recklinghausen die Gelegenheit, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie eine „zukunftsfähige Seelsorge“ aussehen könne. Die Moderatoren der Veranstaltung, Pfarrerin Gunhild Vestner und Dr. Werner Greulich, das Leitungsteam der Telefonseelsorge Recklinghausen, konnten dazu nahezu hundert Gäste aus dem gesamten Spektrum seelsorglicher Aktivitäten der evangelischen und der katholischen Kirche im Kreisgebiet begrüßen.
Seelsorgliche Kirche - eine Veranstaltung der Pastoralkonferenz und der Fachkonferenz für Seelsorge in der Gustav-Adolf-Kirche

Auf dem Podium: Prof. Michael Klessman, Pater Manfred Kollig, Dr. Werner Greulich, Sup. Katrin Göckenjan, Prof. Hans Hobelsberger (v.l.)

Zwei hochkarätige Referenten, die in ihren Positionen nicht immer übereinstimmten, waren eingeladen: Prof. Dr. Michael Klessmann, emeritierter Professor für Praktische Theologie, Seelsorge und Pastoralpsychologie, sowie  Prof. Dr. Hans Hobelsberger, Professor für Praktische Theologie an der katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen Paderborn, der zugleich Berater der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz und des hiesigen Kreisdekanats in Recklinghausen ist.

Nach Prof. Klessmann habe Seelsorge eine schlechte Lobby im Reformprozess der EKD. „Weil sie eine verschwiegenes Geschäft ist, sei dies nicht verwunderlich“, sagte Klessmann. Zudem sei dabei ein bestimmtes Kirchenbild in den Hintergrund gedrängt worden. Es herrsche im Reformprozess der Trend, die funktionale Seelsorge zurückzudrängen. „Drei Viertel der Menschen erreichen wir mit der Ortsgemeinde nicht mehr. Das territoriale Modell ist historisch gewachsen und versucht, etwas Adäquates zur Kommune zu finden“, stellte Klessmann fest.

Dem stimmte auch Prof. Hobelsberger zu: „Kirche ist Milieukirche geworden. Gemeinde ist nur eine Sozialform. Es geht darum, Aufgaben zu erfüllen“. Um diese Aufgaben zu erfüllen, seien Strukturen zu bauen, die dies unterstützten. Aus seiner Sicht gebe es „keine Gewißheit, dass die Gemeinde als Monopolstellung die allein selig machende Ressource sei“.
Für Klessmann sei eine seelsorgerliche Kirche, eine „berührende Kirche“ und damit „fast ein Gegenmodell zur bürokratischen Kirche“. Denn  in der Seelsorge als „Alltagsseelsorge“ werde die Liebe Gottes spürbar. Jede Gemeinde brauche einen ehrenamtlichen Besuchsdienst. Alle Hauptamtlichen, empfahl er, sollten eine Seelsorgeausbildung machen. 

Für Hobelsberger gehört Seelsorge zu den „existenziellen Gnadenerfahrungen des Menschen“. Sie bringe Gott nicht ins Spiel, sondern entdecke ihn vielmehr. „Jeder Mensch kann prinzipiell als Subjekt der Seelsorge gelten“, sagte er. Man könne nicht sagen, wo Kirche nicht sei. Klessmann hielt dagegen an seinem Verständnis der Seelsorge als „Vieraugengespräch“ fest. Das katholische Verständnis von Seelsorge sei davon geprägt, „die Sendung Gottes zu bezeugen“, wie auch Pater Manfred Kollig, Hauptabteilungsleiter Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat Münster, in seinem Statement zur Aufgabe der Seelsorge bestätigte.

Superintendentin Katrin Göckenjan machte ihr Verständnis der Bedeutung von Seelsorge klar: „Seelsorge ist der Kirche eingeschrieben. Es gibt keine Kirche, ohne dass sie seelsorglich ist“. Zur Perspektivendebatte seelsorglicher Arbeit im Kirchenkreis bei knapper werdenden Mitteln hielt sie fest: „Viele unserer Fachdienste sind mit befristeten Verträgen ausgestattet“. Daher sei es sinnvoll, "bei den ehrenamtlichen Kräften in Qualifikation und Begleitung zu investieren“. Zukünftig sei zu fragen, wo im Bereich der Krankenhausseelsorge und der Gemeindepfarrämter „funktionale Schwerpunkte“ mit arbeitsteiligen Teams zu bilden seien. Eine Reduktion von Leitungsaufgaben zugunsten von Seelsorge, wie Manfred Kollig empfahl, lehnte sie ab, denn „Leitung ist eine geistliche Aufgabe“, so Göckenjan.

Text/Bild: hh