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Solidarität als Zaubertrank

MARL – SOLIDARITÄTSGOTTESDIENST in der Pauluskirche Marl - „Solidarität ist unser Zaubertrank“, sagt Rainer Einenkel, Betriebs-ratsvorsitzender im Opelwerk Bochum. Im Solidaritätsgottesdienst in der Hülser Pauluskirche hielt er in diesem Jahr den Gastvortrag. Das Bergwerk August Victoria in Marl schließt 2015, Opel droht die Werksstilllegung 2016, eventuell sogar schon 2014, wenn die Beschäftigten nicht in Zukunft auf ihre Tariflöhne verzichten, wie es die Konzernführung fordert.
Solidarität als Zaubertrank

IG BCE Bezirkssekretär Karlheinz Auerhahn, AV-BR-Vorsitzender Norbert Maus, Opel BR-Vorsitzender Rainer Einenkel, Dietmar Bartsch, Vorsitzender des Vertrauensleutekörpers des Bergwerks AV u. Grubenwehrmänner Andreas Möller u. Jürgen Smandzich

Hier fallen 3.000 Arbeitsplätze weg, dort sind es 5.000. Rainer Einenkel machte deutlich: Am Bochumer Opel-Werk hängen insgesamt 45.000 menschliche Schicksale, allein 140 Zulieferbetriebe in Nordrhein-Westfalen sind ebenfalls betroffen.

Die Gewerkschafter aus zahlreichen Betrieben des Ruhrgebiets übten deshalb demonstrativ den Schulterschluss im Hülser Gottesdienst. Dietmar Bartsch, Vorsitzender des Vertrauensleutekörpers von AV, überreicht eine Tafel mit Unterschriften der beteiligten Betriebsräte, unter anderem der Vestischen Straßenbahnen, des Bergwerks und zahlreicher Betriebe aus dem Chemiepark Marl.

Rainer Einenkel verwies auf die gemeinsamen Wurzeln: „Opel in Bochum ist auf Kohle gebaut“, sagte er in Marl. „Noch heute grüßt man sich im Bochumer Werk mit dem Bergmannsgruß „Glückauf!“. In nur zehn Minuten habe der Vorstand am 10. Dezember den Opelanern das Ende der Autoproduktion verkündet. Den Vorschlag von Wirtschaftsminister Philipp Rösler, die Opel Arbeiter würden überall gebraucht, wies er zurück: „Wir werden hier gebraucht. Wir haben hier unsere Familien, unsere Heimat, wir sind hier verwurzelt.“

Nicht nur Arbeitsplätze gehen verloren, auch die Ausbildungsplätze ver-schwinden aus der Region. Bergbau und Opel sind bisher große Ausbil-dungsbetriebe. Jugendvertreter aus unterschiedlichen Branchen stellten deshalb die Frage nach ihren Zukunftsperspektiven. Sehen sie in der Chemie zurzeit gut aus, so sind sie weder im Bergbau noch im Autobau in Zukunft zu finden. „Alles ist ungewiss“, sagte ein junger Opel-Arbeiter. „Ich kann mir kein Haus kaufen, keine Familie gründen, kein Auto kaufen, weil ich nicht weiß, was morgen sein wird.“

Neben dem Industrie- und Sozialpfarrer des Kirchenkreises, Dr. Hans Hubbertz, wirkten Roland Wanke, Daniela Kirschkowski und Thomas Damm bei der Gestaltung des Solidaritätsgottesdienstes mit. Rainer Einenkel bedankte sich ausdrücklich für die Unterstützung durch Gewerkschaften und Kirchen: „Unsere gemeinsame Suche nach Menschlichkeit macht uns stark!“

Text und Foto:
Jürgen Wolter, Zur Freiheit 30a, 45772 Marl

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